Analyse: Großteil der DAX-Dividenden fließt ins Ausland

Analyse: Großteil der DAX-Dividenden fließt ins Ausland

Dieses Jahr durften sich all jene Anleger freuen, die ihr Geld in DAX-Konzerne investiert haben. Schlussendlich wurden von den AGs noch nie so hohe Dividenden ausgeschüttet – 32 Milliarden waren es bis heute. Doch der deutsche Sparer hat nur wenig Grund zum Jubeln – ein Großteil der Dividenden fließt nämlich an ausländische Investoren. Nur wenige Deutsche vertrauen der Börse und dem DAX – rechnet man Fonds heraus, sind gerade mal 6% der Deutschen im Besitz von Aktien. Ein, wie sich in den letzten Monaten und Jahren gezeigt hat, schwerwiegender Fehler. Denn obwohl die Deutschen stolz auf die heimischen Unternehmen sind und diesen vertrauen, so profitieren sie keinesfalls von deren Erfolgen, da sie ihr Geld nicht in die Unternehmen investiert haben.

20 Milliarden Euro an Dividenden flossen an ausländische Investoren

In diesem Jahr sind allein 20 Milliarden Euro an ausländische Investoren überwiesen worden. Gerade einmal 11,4 Milliarden wurden innerhalb Deutschlands verteilt. Das bedeutet einen Wohlstandsverlust für das Land, da das Geld nun nicht nur im Bereich der privaten Altersvorsorge fehlt – speziell bei sinkenden Renten ist die Teilhaberschaft an Unternehmen sowie der regelmäßige Zufluss an Dividenden ein Faktor, der bei der Ruhestandsplanung nicht unterschätzt werden sollte.

Doch warum interessieren sich die Deutschen nicht für die Börse? Gerade einmal fünf Millionen Deutsche besitzen Aktien, nimmt man Fonds und ETFs hinzu, so kommt man auf neun Millionen Aktionäre – eine Quote von gerade einmal 11 Prozent. Befasst man sich mit den möglichen Renditen durch Wertpapiere und der Tatsache, dass die Banken für Tages- und Festgeldkonten und Sparbücher Zinssätze zwischen 0,125 Prozent und 0,50 Prozent anbieten, so sind die Entscheidungen der deutschen Sparer nicht nachvollziehbar. „Natürlich sind die Deutschen stolz auf die Unternehmen im Land, doch den Deutschen fehlt das Vertrauen. Sie haben Angst vor Kurseinbrüchen und ignorieren die Tatsache, dass die deutschen Konzerne aber immer stärker werden“, so Marc Tüngler, der Hauptgeschäftsführer der „Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz“ (kurz: DSW).

Dividenden gehen überwiegend ins Ausland

Auch in diesem Jahr profitieren vor allem die angelsächsischen Pensionsfonds oder Kapitalgesellschaften. Blackrock, eine Vermögensverwaltungsgesellschaft aus den USA, durfte sich über eine Dividendenzahlung in der Höhe von 1,6 Milliarden Euro für seine Investoren freuen. Der Konkurrent Vanguard erhielt rund 700 Millionen Euro.

Zu den ausländischen Investoren, die sich ebenfalls über hohe Ausschüttungen freuen durften, gehörten auch der norwegische Staatsfonds oder auch die öffentlichen Pensionskassen aus Kalifornien oder Japan. An diese wurden insgesamt 1 Milliarde Euro von den DAX-Konzernen ausgeschüttet.

Die Deutschen haben Angst vor möglichen Kurseinbrüchen

„Man muss sagen, dass der deutsche Arbeitnehmer vorwiegend für die Rendite des ausländischen Rentners arbeitet. Am Ende profitieren von den Dividenden die ausländischen Anleger, weil die Deutschen einfach Angst vor der Börse haben“, so Henrik Muhle, der „Acatis Gané“-Fondsmanager. Derzeit liegen auf den Sparbüchern und Tagesgeldkonten der Deutschen rund 2 Billionen Euro – um auf die DAX-Dividendensumme zu kommen, die in diesem Jahr ausgeschüttet wurde, müssten die Einlagen zehn Jahre liegen gelassen werden.

Auch wenn der DAX immer wieder neue Rekorde aufstellt, so haben die Deutschen zwar auf dem Papier Vertrauen in die deutschen Unternehmen, sie ziehen aber nicht die richtigen Schlüsse und werden nicht Teilhaber. Die Tatsache, dass „Verluste möglich sind“, hindert viele Anleger daran, ihr Geld in Aktien zu investieren.

Keine unbekannte Situation

Aber nicht nur in diesem Jahr flossen die Dividenden vorwiegend ins Ausland – auch 2016 wurden riesige Summen an ausländische Investoren überwiesen. Im Jahr 2016 schütteten die DAX-Konzerne 29,92 Milliarden Euro aus. 16,8 Milliarden davon – und somit stolze 57 Prozent – gingen an Investoren, die Ihren Sitz nicht in Deutschland haben. Eine Änderung der Situation ist nicht in Sicht, und so werden auch in naher Zukunft die DAX-Konzerne wohl ihre Dividenden weiterhin ins Ausland überweisen. Und so werden den Deutschen auch in den nächsten Jahren wieder Milliarden an Dividenden durch die Finger gehen; die Norweger, Japaner und Amerikaner werden sich hingegen über die guten Zahlen der DAX-Konzerne freuen.

Click Here to Leave a Comment Below 4 comments
Cookie-Einstellungen