Der Schwarze Schwan, Buchbesprechung
Der Schwarze Schwan
Dr. Taleb veröffentlichte das Buch Der Schwarze Schwan im Jahr 2007 und hat da auf die hohen Risiken im amerikanischen Bankensystem hingewiesen. Er selbst beansprucht nicht den Titel eines „Crashpropheten“ für sich. Taleb selbst wurde im Libanon geboren und hat einen MBA an der renommierten Wharton School abgeschlossen. Im Anschluss hat Taleb eine astreine Karriere als Finanzmathematiker und Derivate Händler an der Wall Street hingelegt. Seine Ansätze haben in der Finanzkrise zu sehr hohen Gewinnen geführt.
Der Schwarze Schwan ist ein Ereignis mit extrem seltener Wahrscheinlichkeit und gleichzeitig sehr großen Konsequenzen. Gleichzeitig zeigt das Buch in zahlreichen Beispielen die menschliche Eigenschaft, diese unwahrscheinlichen Ereignisse im Nachhinein erklären zu wollen.
Einer der weitreichendsten Schwarzen Schwäne ist laut Taleb z. B. die Erfindung von Penizillin. Der Entdecker hatte lediglich vergessen seine Instrumente zu reinigen. Nach einiger Zeit bemerkte der Forscher die bereits vom Pilz befallenen Instrumente, welche jetzt eine hohe Resistenz gegen andere Keime entwickelt haben. Taleb behauptet (und führt auch einige Beispiele ins Feld), dass sehr viele große Erfindungen heute eher zufällig entdeckt werden.
Sehr anschaulich finde ich die Unterscheidung zwischen Extremistan und Mediokristan. Während Mediokristan ein Ort der Mitte und Ausgeglichenheit ist mit wenig Erfolgen oder Fehlschlägen (also Abweichungen von der Mitte – Gaußsche Glockenkurve), so ist Extremistan ein Ort der Extreme mit starken Abweichungen und Konsequenzen aus der Abweichung.
Der Schwarze Schwan wird nicht akzeptiert
Bemerkenswert ist, dass die meisten Menschen die Existenz von Schwarzen Schwänen einfach ablehnen und nicht sehen wollen. Diese Eigenschaft ist sehr menschlich und heißt „kognitive Verzerrung“. Eine weit verbreitete „Krankheit“ unter Börsenanfängern. Warum Krankheit? Die Realität wird so verzerrt und „zurecht gebogen“, sodass es für den jeweiligen Marktteilnehmer passt. Kognitive Verzerrung und Financial Behaviour ist auch ein großes Thema in meinem Buch.
Ein tolles Beispiel ist die statistische Methode der Stichprobe. Eine Stichprobe soll mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (oftmals 99 Prozent) ein gewisses Ereignis benennen. Viele Lieferketten in der Industrie beruhen auf diesem statistischen Mittel. Der jüngste Eierskandal in der Lebensmittelbranche zeigt jedoch, dass Stichproben keine Sicherheit vor dem Auftreten von Schwarzen Schwänen (in diesem Fall eine groß angelegte Rückrufaktion wegen vermeintlicher gesundheitlicher Probleme) geben. Taleb geht auch darauf ein, dass Statistiker kritisieren, dass die angewendeten Methoden (Gaußsche Glockenkurve, Stichprobe, usw.) aktuell die einzigen Methoden sind um sich der Wahrheit zu nähern.
Nur weil etwas fast richtig ist, heißt es nicht, dass es richtig ist. Derjenige der jedoch Lösungen auf diese Fragestellungen geben kann wird der nächste Nobelpreisträger und mit einer Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent (😉) sehr wohlhabend.