Interview mit dem Privatier Peter Ranning
Interview mit dem Privatier Peter Ranning
Ich freue mich heute mein neuestes Interview mit „dem Privatier“ Peter Ranning vorstellen zu dürfen. Peter zeigt in diesem Beitrag, wie er zum Thema Finanzen gekommen ist, was sein allerstes Investment war und noch einige interessante Dinge mehr. Seht es Euch am besten selber an:
Das Interview mit dem Privatier
FG: Hallo Herr Ranning, bitte stellen Sie sich kurz vor.
PR: Ich bin gelernter Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik, habe mich aber schon seit meinem Studium beruflich immer nur mit Computern bzw. Software befasst. Eigentlich ein recht interessanter Beruf, den ich dann aber im Alter von 56 Jahren freiwillig aufgegeben habe. Seitdem lebe ich als Privatier, d.h. ohne geregelte Arbeit und ausschließlich von meinen Kapitaleinkünften.
Meine langjährige Erfahrungen mit allen Themen rund um die Börse haben es mir ermöglicht, während meiner Berufslaufbahn das erforderliche Start-Kapital anzusammeln, welches mir dann diesen Schritt in „die Freiheit“ ermöglicht hat.
Ich bin verheiratet, habe keine Kinder und lebe im eigenen EFH in einer recht ruhigen Gegend, etwa abseits der großen Städte. Erst recht spät habe ich eine Begeisterung für das Laufen entwickelt, die ich allerdings in der letzten Zeit auch wieder ein wenig vernachlässigt habe. Dafür fahre ich wieder mehr mit dem Rad und mache gerne Spaziergänge mit meiner Frau. Wenn wir nicht gerade Kunst und Kultur genießen.
FG: Auf Ihrer Homepage www.der-privatier.com betreiben Sie einen Blog. Nun ist es so, dass es viele andere Finanzblogs schon gibt. Was macht Sie unter diesen vielen besonders?
PR: Soweit ich weiß, gibt es zumindest im deutschsprachigen Raum eher wenige Finanzblogs, die den Ausstieg aus dem Beruf beschreiben. Dabei geht es beim „Privatier“ wie in vielen anderen Finanzblogs auch, zwar auch fast immer nur um finanzielle Fragen. Aber es geht eben nicht ausschließlich um Strategien zur Geldanlage.
Es geht auch um Sozial- und Arbeitsrecht, Steuern, Kranken- und Pflege-Versicherung, gesetzliche und private Rentenversicherung, usw.. Es ist leider eine traurige Tatsache, dass ganz viele, die plötzlich von einer Betriebsschließung, einer Kündigungswelle o.ä. betroffen sind oder einfach nur ein freiwilliges Angebot über ein Arbeitsende mit Abfindung erhalten, von all diesen Themen auch nicht nur die geringste Ahnung haben. Aber woher auch? Darum hat sich neben der täglichen Arbeit kaum einer kümmern können.
Dies ist die eine Hälfte, die ich vermitteln will. Die andere ist die, dass ich zeigen will, dass es auch für einen durchschnittlichen Angestellten (nach Tarif bezahlt) ohne reiche Eltern und ohne sonstige besonderen Vorteile machbar ist, ausschließlich von seinen eigenen Kapitaleinkünften zu leben. Mit meinen Beiträgen möchte ich ein wenig dazu beitragen, dass meine Leser sich motiviert fühlen, sich um ihre eigenen Belange auch selber zu kümmern. Ganz besonders dann, wenn es um die Finanzen geht. Es geht also um finanzielle Unabhängigkeit und Freiheit.
Und im Gegensatz zu vielen anderen Blogs, die von Strategien berichten, von denen die Autoren lediglich glauben, dass sie vielleicht in mehr oder weniger Jahren zum Erfolg führen könnten, habe ich dies bereits bewiesen.
FG: Bitte berichten Sie unseren Lesern von Ihrem „Blog Alltag“ und Ihrem Alltag als Privatier?
PR: Meinen „Alltag als Privatier“ kann man sich wohl am ehesten so vorstellen, wie es bei vielen am Wochenende zugeht:
Da sind natürlich auch immer Verpflichtungen in Haus und Hof zu erfüllen. Auch bei Privatiers muss nämlich der Rasen gemäht werden, gekocht, gewaschen und gebügelt werden. Nein – wir haben dafür keine Heerscharen von Angestellten. Nicht einmal einen Butler habe ich. 😉
Aber neben diesen alltäglichen Verpflichtungen bleibt natürlich auch genügend Zeit, den angenehmen Dingen des Lebens nachzugehen. Bei uns sind dies weniger die spektakulären Events wie Reisen um die Welt, sondern vielmehr die kleinen Dingen des Lebens, wie Wandern, Schwimmen, Laufen, Spaziergänge, kleine Ausflüge, Kunst, Kultur und viel Musik. Nicht zu vergessen regelmäßige Treffen mit Freunden und Bekannten.
Und natürlich muss und will sich der Privatier auch um seine Finanzen und um seinen Blog kümmern. Auch wenn ich hier keinen festen Zeitplan habe, so verbringe ich doch sicher täglich (mal mehr, mal weniger) Stunden mit dem Blog (neue Beiträge, Lesen und Beantworten von Kommentaren, technische Pflege, etc.), aber auch mit den eigenen Finanzen. Irgendwo gibt es immer etwas Neues zu entdecken, genauer zu recherchieren, zu optimieren und zu kontrollieren.
FG: Wie sind Sie zum Thema Finanzen gekommen?
PR: Ich glaube, den allerersten Schritt habe ich getan, als ich im Alter von 10 oder 12 Jahren eine Bilanz über sämtliche Bestandteile meiner elektrischen Eisenbahn aufgestellt habe. 😉
Aber den richtigen Einstieg habe ich wohl erst viele Jahre später geschafft. Nach Abschluss meines Studiums und mit dem ersten selbstverdienten Geld. Nachdem sich mein damals eigentlich schon schrottreifes Auto doch noch besonnen hat, mich ein wenig länger zu fahren, habe ich das bereits für ein anderes Fahrzeug zurückgelegte Geld in meine ersten Aktien investiert.
Das Interesse für den Aktienmarkt und die ersten Versuche hat mir damals übrigens ein Aktien-Spiel der Zeitschrift Capital vermittelt. Das hat mich allerdings noch während des Spiels so furchtbar gelangweilt, dass ich meine Erfahrungen mit echten Geld machen wollte.
FG: Es ist interessant, dass sich auch Elektrotechnik Ingenieure für Finanzen interessieren. Gibt es in Ihrem Fachgebiet Dinge, die Sie für Ihr Finanzleben ableiten können?
PR: Aus dem Fachgebiet der Elektrotechnik wohl eher nicht. Da sehe ich zumindest kaum einen Zusammenhang. Höchstens den unglaublichen Kalauer, dass beides mit „Spannung“ zu tun hat… 😉
Aber ich denke, dass der Beruf eines Ingenieurs sehr gute Voraussetzungen für den Erfolg im Finanzleben mit sich bringt. Ein Ingenieur braucht nämlich einige Fähigkeiten in seinem Beruf, die auch in der Finanzwelt von großem Vorteil sind:
Ein Gefühl für Zahlen, Analytisches Denken, Sorgsame Planung, Emotionslose Entscheidungen, Abwägen von Risiken, Ausdauer für lange Projekte, Selbständiges Denken und Handeln, Effektive und schnelle Lösungen bei Problemen, Improvisation, Kostenbewusstes Handeln. (man sieht: Ingenieure sind die Krönung der Schöpfung… 😉 und zurückhaltend und bescheiden sind sie auch noch.)
Aber im Ernst: Ich denke schon, dass sich einige Eigenschaften in beiden Bereichen sehr vorteilhaft auswirken können.
Und wenn man dann noch aktiver Läufer ist, ist der Erfolg quasi schon vorprogrammiert. Denn als Läufer lernt man noch ein paar Dinge mehr: Wer nicht gerade zur Spitzenelite gehört, wird vor allen Dingen lernen, mit Frustrationen umzugehen. Man lernt, was Ausdauer heißt. Nicht aufzugeben. Auch bei Niederlagen weiter zu machen. Andere zu akzeptieren und zu respektieren. Sich selber und seine Fähigkeiten nicht zu überschätzen. Laufen ist eine Schule fürs Leben.
FG: Wie kommen Sie zu Ihren Inhalten? Welche Bücher lesen Sie?
PR: Die Inhalte meiner Beiträge entstammen fast alle aus meiner eigenen Erfahrung.
Insbesondere natürlich sämtliche Überlegungen, die ich auf meinem Weg zum Privatier gemacht habe. Diese machen etwa die erste Hälfte meines Blogs aus, sind weitgehend mit dem Inhalt meines Buches „Gedanken eines Privatiers“ identisch und stellen einen Rückblick auf vergangene Erfahrungen dar.
In der zweiten Hälfte des Blogs sind es mehr die aktuellen Themen, mit denen ich mit heute befasse. Seien es Strategien zur Geldanlage, steuerliche Optimierungen oder auch einmal die Folgen neuer Gesetze. Gerne lasse ich meine Leser auch teilhaben, wenn es darum geht, neue Dinge zu entdecken. So z.B. die Suche nach einem Broker, die Wiederentdeckung des Optionshandels oder die ersten Schritte beim Crowdinvesting.
Bücher zum Thema Finanzen lese ich kaum noch. Da fallen mir gerade noch so drei/vier Bücher über Optionen (z.B. von Jens Rabe) ein, die ich in den letzten beiden Jahren gelesen habe und vielleicht zwei Bücher, die im weitesten Sinne die Rente zum Thema hatten. Die dann aber auch mit einem unterhaltenden Charakter. Details dazu findet man übrigens auch auf meinem Blog.
FG: Was war Ihre aller erste Investition?
PR: Meine erste Investition waren der Kauf von Aktien der Fa. DEC (Digital Equipment Corperation), einem Computerhersteller, der im Laufe der Jahre von anderen Herstellern übernommen worden ist und heute nicht mehr existiert. Damals habe ich in wenigen Monaten einen Gewinn von vielleicht 10% oder 15% gemacht und habe das im Vergleich zu Festgeld und ähnlichen Angeboten als sensationell empfunden.
Das ist jetzt ziemlich genau 35 Jahre her und seitdem war ich ohne Unterbrechung immer an der Börse aktiv. Interessant dabei übrigens, dass meine erste Aktie eine Auslandsaktie war und dabei ist es auch eine ganze Zeit lang geblieben. Der Schritt an die deutsche Börse kam erst später. Einhergehend mit der Ausweitung der Aktivitäten in Richtung Derivate, Währungen, Optionen, etc.
FG: Welchen Ratschlag können Sie als Privatier unseren Lesern in kurzen Worten zu der aktuellen Börsenlandschaft geben?
PR: Ich glaube, eine konkrete Empfehlung, die für alle gleichermaßen Gültigkeit hat, ist kaum möglich. Zu sehr unterscheiden sich die Ausganglagen von einem jungen Berufsanfänger, der gerade seine erste Wohnung und sein erstes Auto in Besitz genommen hat, von einem Mittvierziger Familienvater im eigenen Heim oder einem 60jährigen Frührentner.
Ich könnte da nur eine Grundidee weitergeben und die lautet: Mehr Risiko wagen.
Auch das ist wieder sehr relativ und bedeutet vielleicht für jemand, der bisher sein Geld nur auf dem Giro- oder Festgeld-Konto, oder auf einem Sparbuch liegen hatte,
den mutigen Schritt zum Kauf eines breit gestreuten ETFs. Für den eingefleischten Aktionär bedeutet es vielleicht, einmal über den Verkauf von gedeckten Calls auf seine Aktien nachzudenken. Oder den Horizont einmal in Richtung Crowdinvesting in Immobilien zu erweitern.
Letztlich jeder wie er mag. Aber eines ist sicher: Das größte Risiko besteht aktuell darin, keines eingehen zu wollen.
FG: Herr Ranning, Sie erhalten heute 1 Millionen Euro geschenkt. Wie verwenden Sie das Geld?
PR: Nun, die erste Frage, die sich da verbirgt, lautet ja wohl: Ausgeben oder investieren? Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich keinen Bedarf an größeren Ausgaben habe. Mir fehlt es weder an einem größeren Haus, noch an einem PS-Schlitten, noch an einer Yacht. Habe ich alles.
Nein – Unsinn: Brauche ich alles nicht und will ich auch gar nicht haben. Ich würde also mit Sicherheit den größten Teil investieren.
Ich versuche meine Depots möglichst breit zu diversifizieren, so dass diese sowohl Anleihen, als auch Aktien enthalten. Aus unterschiedlichen Ländern und mit unterschiedlichen Risikoeinschätzungen. Mit unterschiedlichen Zielen im Hinblick auf Ertrag und Wachstum. Sowohl Einzelwerte, als auch Indexpapiere. Immobilien in Form von Aktien (REITs) oder Crowdinvesting. Inklusive spekulativer Elemente wie Zertifikate und Optionen. Und all diese Bereiche würde ich gleichmäßig aufstocken.
FG: Wer ist Ihr größtes Vorbild?
PR: Sollte ich denn eins haben? Da fällt mir beim besten Willen niemand ein.
Natürlich bin ich immer sehr begierig, von bekannten Persönlichkeiten etwas zu lernen. Seien es legendäre Investoren, berühmte Sportler, begnadete Künstler oder sonstige herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens.
Aber für mich ist auch meine persönliche Freiheit ein sehr hohes Gut und dazu gehört dann auch die Unabhängigkeit vom Handeln und Denken anderer. Ich schaue mir gerne an, was andere machen und höre auch gerne zu – aber anschließend mache ich dann das, was ich selber will.
Zum Abschluss möchte ich mich bei Florian ganz herzlich für dieses Interview bedanken. Man wird durch solche Fragen immer zu einer gewissen Selbstreflexion „gezwungen“. Und ich empfinde dies auch für mich selber immer als sehr nützlich.
Wer an weiteren Beiträgen von mir interessiert ist, sollte einmal bei „www.der-privatier.com“ vorbeischauen.
Das heutige Interview ist die Fortsetzung aus einer ganzen Reihe von Interviews von Bloggern zum Thema Finanzen, Finanzielle Unabhängigkeit und Value Investing. Wenn Ihr kein Interview verpassen wollt, dann meldet Euch beim Newsletter an und verpasst keinen Beitrag mehr. Zusätzlich wartet noch ein kleines Geschenk auf Euch….