Sind Bitcoins die neuen Tulpenzwiebeln?
Bitcoin hier, Bitcoin da! Gefühlt dreht sich derzeit alles um das Thema Bitcoin. Der Kurs dieser Digitalwährung hat Ende November erst die 10.000 $ Marke geknackt. Am Anfang des Jahres lag der Kurs noch bei ca. 1.000 $. Das würde einer Rendite von ca. 900 % entsprechen. Mittlerweile (15.12.2017) sind wir hierbei jedoch schon bei weit über 17.000 $ (Vgl. Yahoo! Finance: https://finance.yahoo.com/quote/BTCUSD=X/)
Klingt ja zunächst einmal richtig toll. Aber niemand weiß genau was dahinter steckt? Wir versuchen in diesem Artikel etwas Licht in die Sache zu bringen. Aber eins kann man jetzt schon sagen:
Auch nachdem wir intensiv versucht haben Bitcoin und die dahinter stehende Technologie Blockchain zu verstehen, sind wir immer noch nicht komplett durchgestiegen (Vielleicht sind wir schlicht und ergreifend zu doof dafür). Aber noch kein Grund hier mit dem Lesen aufzuhören! Natürlich versuchen wir dir zunächst einmal das Wissen, das wir uns zum Thema Bitcoin angeeignet haben, weiterzugeben. Aber da dieses Wissen womöglich begrenzt ist, liegt der Fokus in diesem Artikel nicht darauf dir Bitcoin zu erklären, sondern wir sehen uns diese Rallye etwas genauer an, ziehen einen Vergleich zu einer ähnlichen historischen Rallye, untersuchen welche psychologischen Aspekte hierbei einen Rolle spielen könnten und natürlich – wie es momentan ja jeder tut – diskutieren wir, ob es zu einem Crash kommt. Verwirrt? Sehr gut, wir auch! Also legen wir los! 😉
Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? – Nein, es ist Bitcoin!
Was zum Geier ist Bitcoin eigentlich? Grundsätzlich handelt es sich bei Bitcoin um eine sogenannte Kryptowährung. Anders als zunächst vielleicht vermutet, handelt es sich hier jedoch nicht um eine digitale Münzsammlung, welche auf dem PC gespeichert wird. Dies wäre viel zu einfach, um wahr zu sein und außerdem könnte man diese Dateien dann einfach vervielfachen und wäre gleich um einiges reicher. 🙂 Bei Bitcoin handelt es sich genauer gesagt „(…) um reine Recheneinheiten, die in einem großen digitalen Transaktionsbuch gespeichert sind, und zwar im gesamten Netzwerk, nicht nur auf dem eigenen PC. Gespeichert sind in diesem Buch alle Überweisungen, die zwischen den Bitcoin-Konten getätigt werden.“ (Vgl. Kryptoinvest.de: https://kryptoinvest.de/bitcoin/)
Die sogenannte „Blockchain“ oder zu Deutsch Blockkette ist jetzt genau das, was das Ganze so interessant macht. Sie kann als Transaktionsbuch bezeichnet werden, welche alle Überweisungen aufgreift und alle paar Minuten um weitere Blöcke von Überweisungen erweitert wird. Diese Blockchain ist einzigartig und auf vielen Rechnern verteilt gespeichert, was es nahezu unmöglich macht diese zu manipulieren oder zu löschen. Bitcoin ist also viel mehr ein digitales, öffentliches Buchungssystem.
Bitcoin beruht auf dem einfachen Prinzip, dass Daten erzeugt werden, welche nicht kopierbar sind.
„Als dezentral organisiertes Projekt fehlt dem digitalen Geld die zentrale Institution, die die Geldmenge der Kryptowährung steuert und deren Kaufkraft politisch reguliert. Daher bildet sich der Preis von Bitcoin allein durch Angebot und Nachfrage, und je größer die Nachfrage, desto höher der Preis, das führt zu den enormen Wertschwankungen.“ (Vgl. Süddeutsche.de: https://www.zeit.de/2017/47/bitcoin-digitalwaehrung-hype-blase/seite-2)
Ein weiteres interessantes Detail bei der ganzen Sache spielt die Tatsache, dass es tatsächlich eine mathematische Obergrenze gibt, nämlich 21 Millionen. Derzeit sind rund 16,7 Mio. Bitcoins im Umlauf.
Ist Bitcoin das neue Geld oder das neue Gold?
Die Kryptowährung Bitcoin wird ja gerne als Alternativwährung bzw. als die Währung der Zukunft bezeichnet. Ist das jedoch richtig? Welche Funktionen müssten Kryptowährungen erfüllen, damit sie dauerhaft als Alternative zu herkömmlichen Währungen infrage kommen?
- Funktion als Tausch- und Zahlungsmittel
- Funktion als Recheneinheit
- Funktion als Wertaufbewahrungsmittel
Wie sieht es hier mit dem Bitcoin aus?
Die Zahlungsmittelfunktion wäre gegeben sobald der Bitcoin allgemein akzeptiert wird. Derzeit sieht es so aus als wäre dies (zunächst) keine größere Hürde.
Die Recheneinheitsfunktion ist schon gegeben, da der Bitcoin ausreichend teilbar ist.
Der Knackpunkt ist unserer Meinung nach die Wertaufbewahrungsmittelfunktion, da der Kurs der beliebten Kryptowährung stärker schwankt als ein Wiesn-Besucher nach fünf Mass Bier. Solange man sich nicht sicher sein kann, dass das „Geld“ am nächsten Tag noch (ungefähr) genauso viel wert ist wie am heutigen Tag kann man nicht davon sprechen, dass die Funktion als Wertbewahrungsmittel gegeben ist.
Ein weiteres Problem sehen wir darin, dass Bitcoin derzeit hauptsächlich als Spekulationsobjekt genutzt wird. Die Meisten kaufen keine Bitcoins um damit etwas zu kaufen, sondern weil sie glauben, dass sie morgen mehr wert sind als heute. Somit ist es auch problematisch hierbei davon zu sprechen, dass die Zahlungsmittelfunktion erfüllt wird. Wer bezahlt heute eine Pizza mit Bitcoins, wenn er glaubt, dass er morgen die gleiche Pizza für weniger Bitcoins bekommt?
Womöglich könnte sich Bitcoin nicht als Alternativwährung durchsetzen, sondern als eine Alternative zu Gold. Bitcoins sind auf 21 Mio. Stück begrenzt. Die weltweiten Goldvorkommen sind ebenfalls begrenzt. Beide „zahlen“ keine Dividenden bzw. haben keinen Cashflow um einen inneren Wert des Assets zu bestimmen. Zumindest gäbe es hierbei schon zwei Übereinstimmungen. Mit dieser Position sind wir auch nicht alleine. Auch PayPal-Mitgründer und Risikokapitalgeber Peter Thiel vertritt eine ähnliche Position: „Er verglich Bitcoins mit „digitalem Gold“ und verwies dabei auf die Gemeinsamkeiten der Kryptowährung und des Edelmetalls, wie das begrenzte Angebot und die Gewinnung durch Mining. „Genau wie Gold ist es ein Wertspeicher. Wenn Bitcoins einmal das Cyber-Äquivalent zu Gold werden, haben sie noch jede Menge Potenzial“, so Thiel.“ (Der Aktionär: https://www.deraktionaer.de/aktie/star-investor-peter-thiel—die-leute-unterschaetzen-das-potenzial-des-bitcoins–342210.htm) Wir sind uns natürlich nicht sicher, ob Bitcoin überleben wird, aber wenn dem so ist dann wahrscheinlich eher als Alternative zu Gold und nicht als Alternative zu anderem Geld.
Was haben Bitcoins und Tulpenzwiebeln gemeinsam?
Zunächst einmal klingt das ja nach einem gewagten Vergleich. Wenn man jedoch den Kursverlauf von Bitcoin heute mit dem der Tulpenzwiebeln Anfang des 17. Jahrhunderts vergleicht, sieht die Sache schon anders aus. Wir haben der Tulipmania (Tulpenblase) einen Platz in unserem „Best of“ Horror-Börsencrashs (https://investorenausbildung.de/horror-boersencrashs/) eingeräumt und dies zurecht. Damals fanden Tulpenzwiebeln ihren Weg aus dem Orient in die Niederlande und weil sie in Europa als exotisch angesehen wurden, erfreuten sie sich schnell großer Beliebtheit. In der gehobenen Gesellschaft wurde damit gehandelt, weil jeder die seltensten Tulpenzwiebeln haben wollte (vergleichbar mit dem Pausenhof in den 90er Jahren, nur damals waren es Pokémon-Karten). Dies ging dann soweit, dass Tulpenzwiebeln an der Börse gehandelt wurden. Und dann ging es rund:
Wenn man sich den Chart ansieht, wird deutlich, dass die Wertentwicklungen von Bitcoins und Tulpenzwiebeln (vor dem Platzen der Blase) doch sehr ähnlich sind. Tulpenzwiebeln entfachten unter anderem deswegen einen Hype, weil sie „neu“ und „exotisch“ waren. Diese Aussage kann man sicherlich auch über Bitcoin treffen ohne damit komplett falsch zu liegen.
„Für Normalbürger aber war die Aussicht auf schnellen Reichtum entscheidend. Kein Wissen, kein Grund und Boden und keine harte Arbeit war nötig: Das Einzige, was der Zwischenhändler brauchte, war Startkapital. Selbst Dummheit schadete nicht, solange sich ein größerer Dummkopf fand, der das Gewächs teurer abkaufte. Es war wie ein Wunder aus der Sicht der wenig Betuchten. Um ans Startgeld zu kommen, belasteten normale Bürger ihre Häuser, Werkstätten und veräußerten Hof, Hab und Gut. Die Preise für die raren Knollen erklommen haarsträubende Höhen.“
Für alle, die bereits Gewinne mit Bitcoins und Kryptowährungen erzielt haben und sich jetzt fragen, wie man das versteuern muss, kann ich diese Seite empfehlen: https://investorenausbildung.de/Bitcoin und steuern
(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Tulpenmanie)
Auch hier sehen wir Übereinstimmungen. Viele, die derzeit mit Bitcoin handeln, tun dies, weil sie daran glauben relativ leicht ziemlich reich zu werden. Man benötigt nur jemanden der einem für die Bitcoins mehr bezahlt als man selbst dafür bezahlt hat. Und so werden die Wertsteigerungen (wahrscheinlich kurzfristig) immer extremer bis nach und nach keiner mehr bereit ist die höheren Preise zu zahlen. Denn wenn die Nachfrage einbricht, wird’s kritisch. Bei den Tulpenzwiebeln war dies Anfang 1637 der Fall. Die Blase platzte und die Preise brachen ein! Doch warum kann es zu solchen Extremen wie damals bei Tulpenzwiebeln (und vielleicht heute beim Bitcoin) kommen?
Zum Thema Kaufen / Verkaufen / Sicheres Aufbewahren von Bitcoins und vieles mehr, empfehle ich diese Seite: https://investorenausbildung.de/Bitcoin Grundlagen
Psychologischer Erklärungsversuch der Bitcoin-Rallye
Wie schon oft erwähnt (z.B.: https://investorenausbildung.de/die-menschliche-psyche-und-die-boerse/) haben die Geschehnisse an Börse sehr viel mit der menschlichen Psyche zu tun. Und hieraus können Über-& Untertreibungen entstehen. An dieser Stelle möchten wir dir zwei Denkfehler präsentieren, die bei der Bitcoin-Rallye eine Rolle spielen (könnten):
Social Proof:
Social Proof (sozial Bewährtheit) wird auch oft als Herdentrieb bezeichnet und lässt sich wie folgt beschreiben:
Die Herde rennt voran und der Rest denkt sich „die werden schon richtig liegen, ich lauf lieber mal mit“. Auch der Mensch fällt diesem Verhalten zum Opfer, da es evolutionsbedingt einfach so war, dass diejenigen überlebt haben, die mit der Herde mitgelaufen sind und dieses Verhalten ist bis heute tief in uns verwurzelt. Zurzeit redet alles und jeder über Bitcoin und viele versuchen noch auf den unter Volldampf fahrenden Zug aufzuspringen. Je mehr mitmachen, desto eher „nötigt“ uns dieser innere Herdentrieb der Masse zu folgen, damit wir ja nichts verpassen bzw. nicht alleine gelassen werden. Damit einhergehend kommt das sogenannte „Fear of Missing Out“, welches wahrscheinlich wie kaum etwas anderes zurzeit am Werke ist. Viele von uns werden schon von einigen Menschen gehört haben, die eine gute Rendite, wenn nicht gar ein kleines Vermögen mit Bitcoin generiert haben. Die natürliche Reaktion eines Menschen ist die Angst davor etwas zu verpassen, oder besser gesagt die Angst davor, auf der Strecke zu bleiben. Gefährlich ist das auch, weil uns unser Hirn suggeriert, dass etwas weniger riskant ist, wenn alles und jeder darüber redet. (Vgl. Medium.com: https://medium.com/crobox/6-psychological-biases-youll-experience-when-it-comes-to-trading-cryptocurrency-8c7490086774)
Wenn es alle machen, muss es gut sein. So oder so ähnlich könnte man es zusammenfassen, jedoch klingt es trotzdem nicht wirklich schlau. Wenn alle Nachbarn Tulpenzwiebeln haben, will ich nicht der Einzige sein, der keine hat, weil es ja wirklich eine tolle Sache sein muss, sonst würden nicht alle Leute Tulpenzwiebeln kaufen. Rational klingt anders! Da immer mehr Leute Tulpenzwiebeln kaufen und es den Anschein hat, dass deswegen die Investition noch besser sein muss als vorher als dies nur Wenige taten, beschleunigte sich natürlich die Wertsteigerung. Auch um den Bitcoin entsteht immer mehr Hype, je mehr Leute dort investieren. Ob es eine rationale Entscheidung ist nur zu investieren, da „das ja alle machen“, überlassen wir dir, aber wir sehen diese Strategie eher kritisch!
Confirmation Bias:
Ein weiterer Bias, der in diesem Zusammenhang eine Rolle spielt, ist der sogenannte Confirmation Bias. Dieser besagt, dass wir uns – wenn wir einmal von einer Sache überzeugt sind bzw. überzeugt sein wollen – nur mit den Fakten auseinandersetzen, welche unsere Ansichten bestätigen. Kritische Meldungen über Gefahren werden herausgefiltert. Sollte es mal mit dem Bitcoin bergab gehen und das ist über kurz oder lang gar nicht so unwahrscheinlich, dann kann uns dieser Bias davon abhalten unsere Grundidee zu überdenken. Wir suchen uns Informationen, welche unserer Weltanschauung entsprechen. Der Confirmation Bias lässt uns oftmals in einer Illusion oder Scheinwelt leben und nur das sehen, was wir auch wirklich sehen wollen.
Schlussendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob und wenn ja wie viel Geld man in diesen Hype steckt.
Bei den Tulpenzwiebeln war jeder davon überzeugt, dass wenn er heute eine Zwiebel kauft, diese morgen oder übermorgen noch mehr wert sein wird. Keiner kam auf die Idee, dass es sich lediglich um eine verdammte Pflanze handelt, die nett aussieht.
Ein kleiner Gedankenanstoß am Rande: Social Proof und Confirmation Bias lassen viele Menschen zurzeit Bitcoins kaufen und anscheinend sind einige bereit einen immer höheren Peis dafür zu bezahlen. Allerdings gilt es zu bedenken, dass dieses Verhalten auch sehr schnell in die entgegengesetzte Richtung gehen kann. Dann greifen eigentlich genau dieselben Argumente, nur eben andersherum und die Spirale dreht sich nach unten. 😉
Wir persönlich sind der Meinung, dass es sich bei Bitcoin um einen Blase handelt, da sich sonst diese extremen Wertentwicklungen schlecht erklären lassen. Wir denken, dass in dieser Sache sehr viel Spekulation drinsteckt. Doch wie siehst du das? Teilst du unsere Meinung oder denkst du wir verzapfen ziemlich viel Mist? Lass es uns wissen! Und wenn du mehr zu diesem Thema weißt als wir dann immer rein in die Kommentare!
In diesem Sinne schon einmal frohe Weihnachten, einen guten Rutsch ins neue Jahr und abschließend wünschen wir dir wie immer noch einen schönen Tag und viel Spaß und Erfolg beim Investieren! 😉
Daniel Bleicher
Andreas Kuhn
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