Unternehmensanalyse BayWa AG
Unternehmensanalyse BayWa AG
Die BayWa AG ist ein internationaler Handelskonzern aus München und wird im SDAX gelistet. Jede Woche erscheint eine neue Unternehmensanalyse.
BayWa AG – mehr als nur Landwirtschaftsversorger
Überblick
Das Geschäftsmodell verbindet Handel, Vertrieb, Logistik und Service in drei Hauptgeschäftsfelder: Agrar, Bau und Energie. Damit deckt BayWa elementare Grundbedürfnisse wie Ernährung, Wohnen, Mobilität und Wärme ab. Und das alles aus einer Hand.
Der BayWa Konzern hat seinen Schwerpunkt in den Bereichen Groß- und Einzelhandel sowie Logistik. Hauptsitz der 1923 gegründeten Muttergesellschaft BayWa AG ist München. Aus ihren Wurzeln im genossenschaftlichen Landhandel hat sich die BayWa durch stetiges Wachstum und kontinuierlichen Ausbau des Leistungsspektrums zu einem der führenden Handels- und Logistikkonzerne in Europa weiterentwickelt.
Das Geschäftsmodell der BayWa ist durch eine Diversifizierung in die Branchen Agrarwirtschaft, Bauwirtschaft und Energieversorgung gekennzeichnet. Die Unternehmensaktivitäten gliedern sich dementsprechend in die drei operativen Segmente Agrar, Bau und Energie. Die Geschäftstätigkeiten der Segmente haben ihren Schwerpunkt bei Handels- und Logistikleistungen, die durch umfangreiche spezifische Dienstleistungsangebote ergänzt werden.
Die BayWa ist stark in den Regionen verankert. Einschließlich Franchise- und Partnerfirmen verfügt der Konzern über rund 3.000 Vertriebsstandorte in 34 Ländern. Der geschäftliche Schwerpunkt liegt in Europa und wird durch bedeutende Aktivitäten in den USA und in Neuseeland sowie Geschäftsbeziehungen von Asien bis Südamerika zu einem internationalen Handels- und Beschaffungsnetzwerk erweitert.
Das Segment Agrar gliedert sich in fünf Geschäftsfelder und trägt mit rund 68 Prozent den größten Anteil zum Umsatz des Konzerns bei. Das Leistungsspektrum umfasst den internationalen Handel und die Logistik ausgewählter Agrarrohstoffe sowie den Vertrieb von Betriebs- und Futtermittel. Daneben zählen zu den Handelsaktivitäten auch die Beschaffung und der Vertrieb von zahlreichen Obstsorten. Bei landtechnischen Maschinen ist die BayWa vom Verkauf von Neumaschinen über Wartung und Instandsetzung bis zur Vermarktung von Gebrauchtmaschinen tätig. Im Geschäftsfeld Digital Farming entwickelt und vermarktet die BayWa digitale Angebote zur Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft. Das Segment Agrar deckt die gesamte Wertschöpfungskette vom Feld bis zur Vermarktung der Erzeugnisse ab. Neben Handel und Logistik bietet die BayWa in allen fünf Geschäftsfeldern die dazugehörigen Dienstleistungen an und gehört damit zu den führenden europäischen Handelshäusern mit globaler Reichweite.
Das Segment Energie gliedert sich in zwei Geschäftsfelder und trägt rund 22 Prozent zum Umsatz des Konzerns bei. Unter dem Dach der BayWa r.e. renewable energy deckt der Konzern die gesamte Wertschöpfungskette bei den regenerativen Energien ab. Die Aktivitäten umfassen die vier Bereiche Projektentwicklung/Realisierung, Services, Photovoltaikhandel und Energiehandel. Das stark international ausgerichtete Geschäftsfeld operiert in den Kernmärkten Europa und USA. Zukünftig sollen auch die asiatischen Märkte stärker erschlossen werden. Im klassischen Energiegeschäft vertreibt die BayWa im Wesentlichen Heizöl, Kraftstoffe, Schmiermittel und Holzpellets vorwiegend in Süddeutschland und in Österreich. Darüber hinaus bietet sie umfassende und individuelle Lösungen für die Energieversorgung von gewerblichen, kommunalen und privaten Immobilien an.
Das Segment Bau trägt rund 10 Prozent zum Umsatz des Konzerns bei. Der Baustoff-Fachhandel beliefert sowohl gewerbliche Kunden als auch private Endkunden mit Baustoffen aller Art. Die Angebotspallette umfasst sämtliche Handels- und Dienstleistungen – vom Rohbau über den Innenausbau bis hin zur Gartengestaltung, Baustellenlogistik, Montageleistungen, Haustechnik sowie die Vermittlung qualifizierter Handwerksbetriebe. Die BayWa zählt im Baustoff-Fachhandel zu den größten Anbietern im deutschsprachigen Raum. Ergänzend betreibt die BayWa ein Franchisesystem im Baustoff- sowie im Bau- und Gartenmarktgeschäft in Österreich und Italien.
Qualitative Bewertung
Internationalisierung und Wachstum
In globalen Märkten ergeben sich große Chancen für weiteres Wachstum. Deshalb verfolgt BayWa einen konsequenten Internationalisierungskurs. Im Segment Agrar hat BayWa unter anderem mit T&G Global Limited (Neuseeland), Cefetra B.V. (Niederlande) und BayWa Agrarhandel GmbH (Norddeutschland) die internationale Präsenz deutlich erhöht. Mit weiteren Gesellschaften und Repräsentanzen in vielen Ländern Europas sowie in Südamerika erschließt BayWa insbesondere im Agrarhandel neue wichtige Beschaffungs- und Absatzmärkte. BayWa zählt heute zu den zehn größten Agrarhändlern weltweit und ist ein bedeutender globaler Player im Obsthandel. Im Segment Energie ist der Geschäftsbereich der erneuerbaren Energien von Anfang an international ausgerichtet. Über Akquisitionen europaweit und in den USA ist BayWa auf den wichtigen Wachstumsmärkten für Wind, Solar, Biomasse und Geothermie vertreten.
Konsolidierung
Einhergehend mit der Fortführung des Internationalisierungskurses gilt es, durch enge Kooperation im erweiterten Konzern Potentiale zu heben, das Konzern-Risikomanagement weiterzuentwickeln, Logistikstrukturen zu optimieren und Effizienzsteigerungen zu erzielen. Vertrauen, gegenseitiges Verständnis und Partnerschaftlichkeit sind für BayWa dabei die Voraussetzung für eine erfolgreiche und fruchtbringende Zusammenarbeit innerhalb des Konzerns.
Wachstum in den heimischen Märkten
In der Sparte Energie mit den Produktbereichen Mineralöle (Heizöl, Diesel, Schmierstoffe) und Holzpellets will BayWa angesichts stagnierender Märkte im Kerngebiet die Marktanteile erhöhen – durch noch intensivere Marktbearbeitung und die Erschließung neuer Produkte. Die Erweiterung des Produkt- und Dienstleistungsportfolios ist auch eine wesentliche strategische Stoßrichtung der Sparte Technik. Sie setzt insbesondere im Werkstattbereich auf Innovationen in ihrem Angebot. Zu den wesentlichen Elementen der Spartenstrategie gehört zudem der Ausbau von herstellerbezogenen Vertriebsrechten, besonders auf internationaler Ebene. Die Sparte Baustoffe baut ihr Dienstleistungsportfolio konsequent weiter aus und konzentriert sich zudem auf die Optimierung ihrer Strukturen und Prozesse bei Vertrieb, Einkauf und Logistik.
Digitalisierung
Im Geschäftsfeld „Digital Farming“ bündelt und forciert die BayWa ihre digitalen Angebote. Dabei verfolgt sie zum einen eine Omni-Channel-Strategie, bei der Website und Online-Shop zunehmend miteinander verschmelzen. Neben den E-Commerce-Aktivitäten zählt zu diesem Geschäftsfeld vor allem auch der Bereich Smart Farming. Traktoren, Mähdrescher und weitere Geräte, optimieren – untereinander vernetzt und mit Hilfe eines Datenmixes aus Maschinensensoren, GPS und Informationen zur Ackerfläche – die Bodenbearbeitung und Ernteprozesse. Über ihre Konzerngesellschaft PC-Agrar GmbH und deren Vertriebstochter FarmFacts kann die BayWa ein breites Spektrum anbieten. Ziel ist, bei Digital Farming sowie Farm-Management eine führende Rolle als kompetenter Partner der Landwirtschaft zu übernehmen.
Markenstrategie
In einem diversifizierten Konzern ist eine klare, geradlinige Markenführung entscheidend für die Überzeugungskraft nach innen und außen. Deshalb gehört die Stärkung und Weiterentwicklung der Dachmarke BayWa im gewachsenen Konzern mit zu den zentralen strategischen Aufgabenstellungen. Mit unserer Dachmarkenstrategie verfolgen wir das Ziel, verständlich, vertrauenswürdig und glaubwürdig über das Unternehmen BayWa zu kommunizieren und unseren Partnern und Kunden ein verlässliches Bild darüber zu vermitteln, wofür „ihre“ BayWa steht.
Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit ist für BayWa nicht nur Leitbild, sondern Selbstverständnis. Um Nachhaltigkeit weiter zu fördern und zu stärken, ist dieser Bereich strategisch im Unternehmen verankert und ein Nachhaltigkeitsmanagement installiert. BayWa hat vier strategische Handlungsfelder definiert, welche die bestehenden Aktivitäten bündeln und ein Dach für zukünftige Vorhaben bilden: Umwelt & Klima (Ressourcen schützen), Mitarbeiter (partnerschaftlich arbeiten), Markt (nachhaltig wirtschaften) und Lebensqualität (Lebensqualität gestalten).
Quelle: Unternehmensdarstellung und Wikipedia, Chart: Finanzen.net
Quantitative Analyse
Bewertung
Das Unternehmen wird von Söldnern geführt, die vor allem in den letzten Jahren das Motto „Masse statt Klasse“ verfolgt haben. Es wurden viele Zukäufe getätigt ohne dabei profitabler zu werden. Aus Sicht der Aktionäre ist dies jedoch nicht zwingend erfolgreich bzw. vermögenssteigernd. Das Unternehmen ist überwiegend fremdfinanziert. Die Schulden wurden vor allem durch die ständigen Zukäufe jährlich gesteigert. „Schlechte Zeiten“ können in der Zukunft nicht sehr lange überbrückt werden. Allerdings bewegt sich BayWa in sehr krisenresistenten Geschäftsfeldern (die Bestellung der Felder wird auch in Zukunft notwendig sein).
Aus meiner Sicht versucht BayWa auf zu vielen „Hochzeiten zu tanzen“. Es will Großhändler sein, Industrie 4.0 Manager, Manger der Energiewende usw. Ein Spinn Off (Verkauf von Unternehmensteilen) oder vielleicht sogar mehrere, sind aus meiner Sicht sinnvoll, auf Grund der Inhaberstruktur jedoch nachhaltig nicht durchsetzbar. Die profitablen Geschäftsfelder müssen behalten und ausgebaut werden mit den Einnahmen aus den Unternehmensverkäufen.
Die Ausgabe neuer Aktien, um Zukäufe oder Wachstum zu finanzieren, ist für mich ein „Todeskriterium“ und ich lasse grundsätzlich die Finger von solchen Unternehmen. In diesem Fall ist die Ausgabe neuer Aktien jedoch neutral zu bewerten. Zum einen ist das Volumen sehr gering und zum anderen erfolgt die Ausgabe durch sogenannte „Vinkulierte Namensaktien“ an die Mitarbeiter. In diesem Fall sehe ich die Ausgabe der neuen Aktien als ein „Mitarbeitermotivationsinstrument“ und bewerte es neutral.
Von den geringen Überschüssen wird auch nur ein sehr geringer Anteil ausgezahlt. Dies ist aus meiner Sicht grundsätzlich positiv. In diesem Fall jedoch sehr negativ. Bei einer durchschnittlichen Eigenkapitalrentabilität von ca. 6 Prozent sollte alles ausgeschüttet werden und in profitablere Unternehmen gesteckt werden.
Die Aktie notiert unterhalb des Buchwertes und bei einem KGV von ca. 20 und ist damit viel zu teuer. Die qualitativen Rahmenbedingungen (Branche und Zukunftsausblick) sind intakt. Das Zahlenwerk ist aus meiner Sicht jedoch sehr schlecht und somit rate ich zum Verkauf des Unternehmens.
Aktueller Kurs: 30,79 €
Buchwert: 31 €
Fairer Wert: 25 €
Margin of Safety 30%: 17,50 €
Margin of Safety 20 %: 20,00 €
Margin of Safety 10%: 22,50 €
Die Unternehmensanalyse wurde bereits Anfang 2017 erstellt. Abweichungen zu den aktuellen Zahlen sind daher möglich. Die Unternehmensanalyse stellt keine Anlageberatung dar und ich halte keine Aktien an der BayWa AG. Dieser Beitrag dient nicht als Grundlage für eigene Kauf- und Verkaufentscheidungen. Sie kann auch nicht das eigene unabhängige Denken übernehmen.
Ich veröffentliche jede Woche eine Unternehmensanalyse. In meinem Newsletter veröffentliche ich die Inhalte jedoch eine Woche früher als hier auf der Homepage.