Was ist ein Flash Crash?
Die NASDAQ 100 und ihr Flash Crash
Flash Crash – allein dieses Wort ist schon ganz verrückt. Erinnert es mich doch an den Superhelden „Flash“ mit Supergeschwindigkeit und an einen Einbruch an der Börse.
Und im Prinzip ist ein Flash Crash auch ein solches Verhalten. Dieses Phänomen haben wir am vergangenen Freitag den 09.06.2017 beim NASDAQ 100 erleben dürfen.
Was ist ein Flash Crash?
Er beschreibt ein Verhalten an der Börse. Es beschreibt wie ein Index, in diesem Beispiel die NASDAQ 100, binnen weniger Minuten um mehrere Prozentpunkte „crasht“ oder eben sehr stark fällt. Der Verlust wird zumeist wieder binnen kurzer Zeit aufgeholt oder eben ein wenig gedämpft. Wikipedia hat hierzu auch einen Eintrag: https://de.wikipedia.org/wiki/Flash_Crash
In diesem Beispiel ist der Index um 16:30 – 20:45 Uhr MEZ von ca. 5.900 Pkt. bis zu ca. 5670 Pkt. „gecrasht“. Das sind 230 Punkte in der Spitze oder umgerechnet 3,89% gewesen. Seit diesem Kursverfall konnten bislang Stand jetzt ca. 55 Pkt. oder 1% wieder gut gemacht werden. So ein Flash Crash wird oftmals von einem immensen Handelsvolumen begleitet.
Ein solcher Flash Crash entsteht durch den Hochfrequenzhandel, der binnen Mikrosekunden durch bestehende Algorithmen ausgelöst wird. Es sind im Prinzip Hochleistungsrechner die mit oder ohne einwirken des Menschen auf Marktveränderungen reagieren und handeln. Ich habe zu Hochfrequenzhandel vs. Value Investing mal was geschrieben.
Gab es schon mal solche Flash Crashs?
Ja die gab es durchaus schon. Sie waren auch um einiges stärker als vergangenen Freitag. Die letzten Flash Crashs waren in den Jahren 2010 und 2016.
Im Jahr 2010 hat es damals den S&P500, den DOW JONES und auch die NASDAQ 100 sehr stark erwischt. Die Indizes fielen innerhalb von nur 6 Minuten zeitweise um 6% bzw. sogar um 9%! Im letzten Jahr hat es keinen Index erwischt, sondern den Devisenmarkt. Es traf dort das britische Pfund, dass binnen weniger Minuten um bis zu 10% gegenüber dem US Dollar fiel. Das britische Pfund ging damals noch mit einem Minus von ca. 1,5% aus dem Handel. Dies geschah damals in der Nacht als es zum „BREXIT“ Votum kam.
Nach dem Vorfall vom Jahr 2010 wurden in den USA neue Regeln beschlossen. Diese Regel besagt, dass falls ein Index wieder binnen 5 Minuten stärker fällt als 10%, dann wird der Handel ebenfalls für 5 Minuten ausgesetzt. Man möchte mit dieser Regel vor weiteren Abgaben schützen.
An der NASDAQ100 wurden damals sogar alle Transaktionen die unter 50% des Vortagswertes ausgeführt wurden für ungültig erklärt und rückabgewickelt. Wie viele das waren weiß ich leider nicht. Die SEC – also die amerikanische Börsenaufsicht, hat seit diesem Vorfall Einschränkungen des Hochfrequenzhandels erwogen.
Inwieweit die Amerikaner neben dem aussetzen des Handels weitere Sanktionen getroffen haben kann ich jetzt nicht genau sagen, vielleicht findet Ihr etwas und möchtet es in den Kommentaren hinterlassen. Ich ergänze es gerne in dem Text 🙂
Deutschland gilt bei den Einschränkungen für den Hochfrequenzhandel als Vorreiter. Sie haben im Jahr 2013 das „Gesetz zur Vermeidung von Gefahren und Missbräuchen im Hochfrequenzhandel“ verabschiedet.
Wie geht es nun weiter?
Im Grunde ist für den Value Investor nichts passiert. Denn wir legen langfristig an und wollen an den steigenden Gewinnen von Unternehmen langfristig profitieren. Für die Charttechniker sieht das ganze schon ganz anders aus. Diese begutachten nach diesem Vorfall natürlich alles bis ins kleinste Detail und versuchen Schlüsse und Interpretationen daraus zu ziehen. Allein deshalb ist es meiner Meinung nach schon viel entspannter ein Value Investor zu sein. Ich möchte langfristig mit möglichst wenig Aufwand am Aktienmarkt profitieren und nicht nach jeder Kursbewegung nach vermeintlichen Chancen und Risiken suchen. 🙂
Eines bleibt für mich dennoch:
Ich bin kürzlich auf die KGVs des DAX und des DOW JONES zu sprechen gekommen. Dort habe ich euch mitteilen wollen, wie diese aktuell sind und wie sie in der Vergangenheit im Durchschnitt waren. Bei beiden Indizes ist das aktuelle KGV im Verhältnis zum Durchschnitt noch ein wenig günstiger aber eben nicht mehr billig. Ich habe euch auch gesagt, dass ihr bitte nicht blind kaufen, sondern lieber auf eine Korrektur warten sollt und dann super Unternehmen kaufen könnt. Gleichzeitig habe ich auch beschrieben, dass mir mein Gefühl aktuell mitteilt, dass eine Korrektur (ca. 10%) ins Haus stehen kann.
Am Freitag kam der Bericht und am Freitagabend kam der Flash Crash :-). Ich will mich hiermit keinesfalls selber loben, denn es war einfach nur Zufall.
Was mir aber aufgefallen ist, dass die sogenannten „FAANG“ Aktien, also Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google (Alphabet) sehr stark verloren hatten und heute immer noch überproportional verlieren. Es sind gerade die Unternehmen, die sich in den vergangenen Monaten wahnsinnig gut entwickelt haben und vor allem die NASDAQ100 sehr stark nach oben gebracht haben. Dies ist möglich anhand der Marktkapitalisierung der großen Unternehmen.
Worauf will ich hinaus?
Für mich stellt sich die Frage, ob es denn nur eine Eintagsfliege war, oder eben auch der Beginn der von mir beschriebenen Korrektur? Da diese tollen Unternehmen eine so große Marktkapitalisierung haben, ist es auch für diese Unternehmen bei weiteren Abgaben der Aktienkurse kein Problem, die Indizes wieder ein wenig nach unten zu bringen und somit große Träger der Korrektur sein könnten. Dies ist aber nur mein Bauchgefühl und ich würde mich über eure Meinung dazu sehr freuen.
Auf der anderen Seite ist im Fall der Fälle ein solche Korrektur meiner Meinung nach erstens sehr gesund für die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten und zweitens sind dann vielleicht diese Unternehmen nach einer Korrektur tolle Kaufmöglichkeiten. Als Unterstützung zu meiner These will ich noch einen weiteren Punkt bringen. Wie auch schon in meinem Artikel mit den KGVs der Indizes beschrieben, ist mir die Stimmung vor allem für diese Unternehmen aktuell zu positiv. Es geht sogar so weit, dass mittlerweile ein total antizyklisch ausgerichteter Fonds diese „FAANG“ Unternehmen im großen Stil gekauft hat und damit gegen sein eigentliches Prinzip verstößt. Das gibt mir zu denken und bestärkt mich in dem Satz
„Sei vorsichtig wenn alle euphorisch sind, aber sei gierig wenn alle panisch sind – Warren Buffett“.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen noch eine schöne Woche.