Was ist die Börse
„Börse ist, Nerven dort zu behalten, wo andere sie verlieren.“
Erhard Blanck
Allgemeines über den Markt für Aktienhandel – was ist Börse
Die Börse ist als ein Marktplatz zu verstehen. An diesem Marktplatz wird u.a. mit Aktien gehandelt. Weitere Handelsgüter sind Anleihen und sonstige Wertpapiere. Devisen zählen ebenfalls in den Aktienhandel; es handelt sich bei Devisen um Fremdwährungen. Außerdem werden an der Börse Waren wie Rohstoffe und Metalle sowie Rechte und Optionen gehandelt. Rechte und Optionen sind gegenseitige Verträge, die zum Kauf einer Sache zu einem zukünftigen Zeitpunkt verpflichten. Dabei wird darauf spekuliert, dass das Handelsgut zum späteren Zeitpunkt einen höheren Wert haben wird und man mit einem Gewinn aus dem Rechte- oder Optionskauf rausgeht.
Wie werden die Preise für eine Aktie festgelegt?
Bei der Börse werden die Preise wie in der Wirtschaft auch durch das Angebot und die Nachfrage geregelt: Wie viel von einem Gut möchten die Konsumenten und wie viel davon können wir anbieten? Angebot und Nachfrage definieren somit den Wert der Wertpapiere, also den sogenannten Kurs. Steigt die Nachfrage, steigt auch der Kurs bzw. Wert der Aktie. Für die Übermittlung des Angebots und der Nachfrage sind die Börsenmakler zuständig, die die Aufträge ihrer Kunden übermitteln und den Kauf von Aktien durchzuführen.
Der aktuelle Kurs der Aktie ist der Betrag, für den die Aktie schließlich an der Börse verkauft wird. Die Makler suchen dabei nach dem Preis, zu dem der größte Erlös erzielt werden kann. Sie errechnen ihn mithilfe von Computern, sodass möglichst viele Aktien den Besitzer wechseln. Dabei berücksichtigt der Computer bei seiner Rechnung auch zahlreiche Nebeninformationen. Denn meistens wollen die Kunden die Aktie nicht einfach nur kaufen, sondern haben einen Schmerzpreis. So spielen beim Handel der Höchst- und Mindestpreis eine Rolle. Unter Beachtung aller wichtigen Bedingungen wird gehandelt und der Kurs einer Aktie entsteht.
Wann kann gehandelt werden an der Börse?
Gehandelt werden kann zu den Handelszeiten. Diese variieren von Ort zu Ort. Außerdem kann zwischen dem Parketthandel und dem elektronischen Handel unterschieden werden. Beim Parketthandel werden die Wertpapiere vor Ort an der Börse gehandelt. Beim elektronischen Handel wird der Handel ausschließlich über Computer abgewickelt.
Die in Deutschland wichtigste Börse ist die Frankfurter Börse. Diese hat ab acht bis 20 Uhr geöffnet. Parketthandel wurde dort abgeschafft. Die elektronische Handelsplattform Xetra der Frankfurter Börse hat ab neun bis 17 Uhr 30 Betrieb.
Parketthandel gibt es in Deutschland hauptsächlich nur noch in kleineren Regionalbörsen. Die führende Börse für Parketthandel ist in Stuttgart. Hier sind die Öffnungszeiten ab acht bis 22 Uhr.
International sieht es wie folgt aus:
- New York Stock Exchange an der Wall Street ist ab 15 Uhr 30 bis 22 Uhr (Mitteleuropäische Zeit) geöffnet.
- England, welches hauptsächlich nur noch von der Börse und seinem Dienstleistungssektor lebt, stellt die London Stock Exchange; Öffnungszeiten: Neun bis 17 Uhr 30 (Mitteleuropäische Zeit)
- Die chinesische Shanghai Stock Exchange geht ab 2 Uhr 30 bis 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit.
Wie ersichtlich ist, verhält es sich mit dem Kauf von Aktien auf der Börse genauso wie mit dem Kauf von Lebensmitteln in einem Laden. Kommt man außerhalb der Öffnungszeiten, kann man mit leeren Händen wieder nach Hause gehen.
Was bedeuten die ganzen graphischen und tabellarischen Darstellungen?
Die entstehenden Kursverläufe und Handelspreise werden im Internet auf verschiedene Arten und Weisen dargestellt. Will man an der Börse aktiv sein und wissen, wie sich seine Aktie entwickelt, sollte man die gängigsten Darstellungsformen verstehen können.
Die Charts
Die Charts sind graphische Darstellungen, welche den Verlauf von Kursen in bestimmten zeitlichen Intervallen widerspiegeln sollen. Dies können zeitliche Intervalle wie Jahre, Monate, Tage, Wochen oder auch Stunden sein. Die Darstellungsart ist hierbei frei wählbar. Der häufigste und einfachste Chart ist dabei der Linienchart
Es sich um eine relativ einfache Darstellung. Die Werte des Kurses sind auf der linken Achse dargestellt und können in Kombination mit dem aktuellen Zeitpunkt auf der waagerechten Achse Auskunft darüber geben, wo die Aktie aktuell steht. Gerade bei längeren Zeiträumen ist der Linienchart eine gute zusammenfassende Analyse-Möglichkeit. Doch bei kürzeren Zeiträumen taugt der Linienchart eher schlecht zur Analyse, da wichtige detaillierte Informationen fehlen, die wiederum in anderen Charts aufzufinden sind. Beispielsweise sieht man im Balken- oder Bar-Chart wesentlich mehr Details.
Dabei sieht man einen Balken. Dieser hat sowohl zur linken, als auch zur rechten Seite eine waagerechte Linie. Die Linie zur linken symbolisiert den Eröffnungskurs. Mit dem Eröffnungskurs ist der Kurs gemeint, den die Aktie bei Eröffnung des Marktes hatte. Die rechte Linie steht für den Schlusskurs, den die Aktie bei Schließung des Marktes hatte. Die Eröffnungskurse werden im Fachjargon auch als Open bezeichnet, während man bei Schlusskursen von Close spricht.
Das untere Ende des Balkens steht für den Tiefstpreis, den die Aktie hat und das obere Ende steht für den Höchstpreis. Den Tiefstpreis nennt man alternativ auch Low, den Höchstpreis High. Gerade diese beiden sind sehr wichtige Informationen, die helfen, die Widerstände der Aktie zu analysieren und bessere Prognosen zu machen. Diese sind im Balken-Chart enthalten, wodurch sich dieser auch perfekt zum Aktienhandel über kürzere Zeiträume eignet. Alle Details auf einen Blick, doch es geht noch genauer, nämlich mit dem Candlestick-Chart, der heutzutage an der Börse der Standard ist.
Unteres Ende des Balkens bzw. Kerzenkörpers ist der Eröffnungskurs, oberes Ende der Schlusskurs (bei negativer Performance ist es genau anders rum). Das untere Ende der Linie steht für den Tiefstkurs, das obere Ende für den Höchstkurs. Was ergänzend hinzukommt bei dem Candlestick-Chart, ist die Farbe des Kerzenkörpers. Die weiße Farbe bedeutet einen Anstieg des Kurses bei Börsenschluss, die schwarze Farbe impliziert einen Fall des Kurses bei Börsenschluss. Hier seht man einen Fall des Kurses zum Börsenschluss.
Insgesamt sind die Charts leichter zu verstehen, als gedacht. Sie wirken auf den ersten Blick komplex. Doch bei Kenntnis der Grundlagen bieten sie selbst einem blutigen Anfänger einen sehr informativen Blick auf die Aktie.
Die tabellarische Darstellung:
Allerdings erfolgt die Darstellung der Kursverläufe und der Entwicklung der Aktie nicht nur über Charts. Was ebenfalls oft anzutreffen ist, sind tabellarische Darstellungen. Diese sind jedoch noch leichter zu verstehen.
Die Aktie, um die es geht, mit ihrem Stückpreis ist abgebildet. Daneben stehen die Tagesergebnisse der Aktie. Dieses Tagesergebnis gibt es einmal als Wert, und einmal als prozentuale Angabe. Falls sie grün ist und mit einem Plus vermerkt, ist die Entwicklung positiv. Falls die Aktie rot ist und mit einem Minus vermerkt, verliert die Aktie an Wert. Des Weiteren steht rechts der letzte Zeitpunkt, zu dem der Wert ermittelt wurde. Bei genauerem Betrachten der Aktie, falls man diese auf der Online-Börse anklickt beispielsweise, erhält man genauere Infos über Höchst- und Tiefstwerte usw.
Es gibt verschiedene Arten von Börsen. Diese sind nach ihren Handelsgegenständen aufgeteilt. Zudem gibt es Märkte, die ähnlich wie die Börse aufgebaut sind.
Wertpapierbörse
Die Wertpapierbörse ist auf den Handel mit Aktien, Wertpapieren und Derivaten ausgerichtet. Heutzutage ist es die größte Börsenart. Sie sorgt für eine fortlaufende Notierung der Kurs-Entwicklung der Kapitalgesellschaften. Bei der Wertpapierbörse ist es den Aktionären möglich, Anteile an Unternehmen zu erwerben oder sich auch von diesen zu trennen. Da die Wertpapierbörse die heutzutage gefragteste ist und der Aktienhandel in aller Munde, wird der Begriff Börse synonym für die Wertpapierbörse verwendet.
Terminbörse
Das Merkmal der Terminbörse ist es, dass ein Geschäft oder eine Option für die Zukunft vereinbart wird. Es wird mit Blick auf die Zukunft gehandelt. Beispielsweise erwerben die Händler das Recht, später etwas zu einem bestimmten Preis zu kaufen. Dann spricht man von Derivaten. Oder aber es wird der Kauf eines Gutes für einen bestimmten Zeitpunkt ausgemacht. Der Hintergrundgedanke bei der Wertpapierbörse ist die Beseitigung von Ungewissheiten. In einer Welt, in der die Zukunft schlecht vorherzusehen ist, so die Idee hinter der Wertpapierbörse, sollen Geschäfte, die im Voraus getätigt werden, mehr wirtschaftliche Stabilität und Planungssicherheit liefern.
Warenbörse
Diese ist eine Börse, an der Waren gehandelt werden. Es handelt sich dabei nicht um Optionen oder Anteile an Unternehmen, sondern greifbare Sachgüter. Diese können landwirtschaftliche Erzeugnisse, Rohstoffe wie Gold und Metalle, Mineralien oder sonstige Naturprodukte sein. Diese Art der Börse ist derzeit stark im Hintergrund bei Aktionären. Die Warenbörse ist dafür aber für Verkäufer, Käufer und Produzenten von Bedeutung, denn sie spiegelt die aktuellen Preise für Produkte bei der Lieferung wider.
Devisenbörse
Mit Devisen sind internationale Zahlungsmittel, also Währungen gemeint. Der Handel mit ihnen ist möglich über sogenannte Devisenbörsen. Diese sind staatlich kontrolliert und ein amtlicher Makler errechnet und legt die Kurse fest.
Börsenähnlich organisierte Märkte
- Strombörse
- Dienstleistungsbörse
- Softwarebörse
- Emmisionsrechtehandelssystem (Rechte, die den Ausstoß von z.B. Kohlendioxid bis zu einer bestimmten Menge erlauben)
Hat der Markt Regeln?
An der Börse gibt es selbstverständlich Regeln! Diese gelten sowohl für Aktionäre, als auch für Börsenhändler und die dort eingetragenen Gesellschaften. Wie der Fall des Raj Rajanatram gezeigt hat, sind Insiderhandel und Marktmanipulation an der Börse ein großes Thema. Beide gefährden nämlich die Funktion des Kapitalmarktes erheblich. Aus diesem Grunde wurden zahlreiche Gesetze erlassen und nochmals verschärft. Die letzte Aktualisierung rührt vom 03.07.2016. Dort wurde die Marktmissbrauchsverordnung (MMVO) dahingehend verändert, als dass Insiderhandel und Marktmanipulation mit härteren Geld- und Freiheitsstrafen belegt werden sollen.
Insiderhandel
Als Insiderhandel bezeichnet man den Handel mit unternehmensinternen Informationen, die der Öffentlichkeit nicht bekannt sind. Kritisch sind solche Informationen, die potenziell kursrelevant sind und Veränderungen des Kurses beeinflussen können. Diese gelten laut § 13 WpHG (Wertpapierhandelsgesetz) als Insiderinformationen. Gelangt nun eine Person an diese Insiderinformationen, ist sie verpflichtet, diese weiterzugeben, damit ein Chancen-Gleichgewicht bei dem Handel mit Wertpapieren besteht.
Anderenfalls könnte sie, wüsste sie von einer bevorstehenden Kurssteigerung, selber aktiv werden und hohe Gewinne erwirtschaften. Oder aber sie könnte diese Informationen an Spekulanten verkaufen, die ihrerseits wiederum unter Einfluss ihres neuen Wissens Käufe oder Verkäufe tätigen. Dies führt zu einer starken Verzerrung des Marktgeschehens und kann starke wirtschaftliche Konsequenzen für die Kapitalgesellschaften und Anleger haben.
So gibt es zahlreiche Mechanismen, die den Insiderhandel ausbremsen sollen. Einer davon betrifft die börsennotierten Unternehmen, also die Kapitalgesellschaften. Diese unterliegen nämlich der Veröffentlichungspflicht kursrelevanter Informationen. Diese Veröffentlichungspflicht ist in §15 des WpHG verankert. Kursrelevante Informationen können beispielsweise folgende sein:
- Kauf oder Verkauf von Unternehmensbereichen oder Beteiligungen an anderen Gesellschaften
- Änderungen der Dividendenzahlungen/Gewinnausschüttungen
- bedeutende Vertragsabschlüsse oder Zusammenschlüsse mit anderen Gesellschaften
- Umstrukturierungen oder Neu-Orientierungen innerhalb des Unternehmens
Durch die Veröffentlichung dieser Informationen wird für den gleichen Wissensstand bei allen Marktbeteiligten gesorgt. Böse und plötzliche Überraschungen können so eher vermieden werden, was das Vertrauen in den Kapitalmarkt steigert. Außerdem sind so auch die Kleinanleger nicht benachteiligt und können besser mit den Profis mithalten.
Außerdem unterliegen die Kapitalgesellschaften weiteren Veröffentlichungspflichten. So sind sie per Gesetz zu einer regelmäßigen Berichterstattung verpflichtet. Dabei ist in jedem Fall ein Jahresabschluss zu erstellen. Dieser muss über folgendes verfügen:
- Bilanz (Darstellung der Vermögenslage des Unternehmens)
- Kapitalflussrechnung (Wie viel finanzielle Mittel sind zu- und weggeflossen? Wie viele Zahlungsvorgänge gab es?)
- Gewinn- und Verlustkostenrechnung (Wie hoch waren die Gewinne und Verluste im vergangenen Geschäftsjahr? Steht unterm Strich ein Plus oder ein Minus?)
- Anhang mit wichtigen Erläuterungen
Dabei können einzelne Gesellschaften in Deutschland ihre Abschlüsse nach dem Deutschen Handelsgesetzbuch machen oder sich für die internationalen Standards entscheiden (IFRS). Eine der beiden müssen sie aber wählen. Konzerne, also Zusammenschlüsse mehrerer Gesellschaften, müssen ihre Konzernabschlüsse nach den Regeln der IFRS machen. Was für einen Sinn haben denn nun die Abschlüsse?
Sie ermöglichen Aktionären auf Basis der verfügbaren Informationen zu entscheiden, was mit den Aktien gemacht werden soll. Soll diese Aktie gekauft werden? Oder wenn sie bereits im Besitz ist: Soll die Aktie gehalten oder verkauft werden?
Die Jahres- und Konzernabschlüsse sind durch die Richtlinien fest geregelt und deren Darstellung ist ebenfalls vorgeschrieben. Zwar haben die Kapitalgesellschaften gewisse Freiheiten, doch sind die meisten Punkte per Gesetz festgelegt. Die Richtigkeit der Abschlüsse wird überprüft. In Deutschland sind dafür die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zuständig.
Sie überprüfen stichprobenartig die Abschlüsse auf Korrektheit. Werden nun Unstimmigkeiten festgestellt, so ist das Unternehmen laut §37q Absatz 2 Satz 1 WgHG zur Veröffentlichung seines Fehlers verpflichtet. Ein Beispiel für solch eine Korrektur findet sich in einer Mitteilung der Euroshop AG vom 02.04.2013 wieder. Die BaFin hatte Fehler in dem Konzernabschluss vom 31.12.2011 festgestellt. Diese veröffentlichte die Euroshop AG, was eine weniger positive Darstellung des Unternehmens zur Folge hatte.
Zuzüglich zu den verpflichtenden und strikt bewachten Jahresabschlüssen können die Kapitalgesellschaften freiwillig Quartalsberichte oder Segmentberichte veröffentlichen. Quartalsberichte erfolgen alle drei Monate. Bei Segmentberichten sucht sich die Kapitalgesellschaft einzelne Geschäftsbereiche aus, über deren Entwicklung es informieren möchte. Ein Anreiz zu freiwilligen Veröffentlichungen besteht für die Kapitalgesellschaft eventuell darin, eine erfolgreiche Phase zu präsentieren und somit den Wert der Aktie zu steigern.
Wie ersichtlich ist, wird gegen den Insiderhandel alles getan: Unternehmen unterliegen von vornherein der Veröffentlichungspflicht. Dennoch wird dieser oftmals nicht nachgegangen oder Personen machen sich ihr Insiderwissen illegal zunutze. Aktuelles Strafmaß für Insiderhandel liegt schon bei leichten (!) Verstößen bei fünf Millionen Euro. Bei härteren Verstößen drohen ein bis zehn Jahre Freiheitsstrafe und höhere Geldbußen. Die Konsequenzen für Unternehmen hängen von deren Umsatz ab.
Marktmanipulation an den Börsen
Die Marktmanipulation ist ein nicht minder ernstzunehmendes Vergehen, welches ein Verfälschen des natürlichen Kursverlaufes meint. Dies kann auf verschiedene Weise erfolgen. Man kann den Markt durch das Verbreiten falscher Gerüchte manipulativ beeinflussen. Eine Verfälschung des Angebots und der Nachfrage wirkt ebenfalls auf den Markt ein.
In dem Zusammenhang mit der Marktmanipulation fällt auch oft der Begriff der „selbsterfüllenden Prophezeiung“.
Beispiel: Person X verkündet auf einem Forum, dass die Übernahme eines Energiekonzerns durch seinen großen Konkurrenten besteht. In Wirklichkeit ist dies aber nicht der Fall. Person X lügt, um den Anstieg einer bestimmten Aktie hervorzurufen, auf die sie spekuliert. Die Aktie nimmt in der Tat einen Verlauf, den sie unter natürlichen Bedingungen nicht genommen hätte.
Des Weiteren gibt es das sogenannte Cornering. Beim Cornering kaufen Aktienhändler die Aktien einer Gesellschaft oder Warengruppe möglichst komplett auf, sodass sie den Preis selber festlegen können.
Beispiel: Nahezu weltberühmt ist der Fall der Gebrüder Hunt aus den 70er Jahren. Die beiden Männer mit viel Kapital entschlossen sich, in die Spekulation mit Silber einzusteigen. Der Markt war eng und mit dem Investment von ein paar Milliarden Dollar brachten sie ihn unter ihre Kontrolle. Ihr Vermögen aus Silber belief sich gegen Ende der 70er Jahre auf 6,6 Milliarden US-Dollar. Doch bedeuteten diese gestiegenen Preise auch ein größeres Angebot auf dem Markt, da alle vom Erfolg eine Scheibe abhaben wollten. So mussten die Hunt-Brüder mehr Silber kaufen, um weiterhin die Kontrolle zu behalten. Doch die finanziellen Mittel waren nicht mehr da.
So nahmen die Gebrüder Hunt Kredite auf, um den weiteren Kauf von Silber zu ermöglichen. Sie schafften es jedoch nicht, ausstehenden Zahlungen nachzukommen. So sank der Silber-Preis allmählich mehr und mehr. Die Hunt-Brüder waren gezwungen, ihre Silbervorräte zu verkaufen und nicht in der Lage, Kredite abzubezahlen. So kam es, wie es kommen musste: Nachdem das ganze Konstrukt der Manipulation wie ein Kartenhaus in sich einstürzte, meldeten die Hunt-Brüder 1989 ihren Bankrott. Zudem wurden sie zu Schadensersatzzahlungen verpflichtet.
Neben selbsterfüllenden Prophezeiungen und dem eben erläuterten Cornering gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, den Kapitalmarkt zu manipulieren. Doch soll dies hier kein Guide der Aktien-Kriminalität werden, sodass hier mit einem Fazit geschlossen wird:
Insbesondere bei Aktien mit einem geringen Kurswert kann Marktmanipulation deutliche Folgen an der Börse haben. Eine solche Art der Verzerrung am Kapitalmarkt hat folgende Strafen zur Folge: Bei Einzelpersonen können es bis zu fünf Jahre Freiheitsstrafe und bis zu fünf Millionen Euro sein. Bei Manipulation im Rahmen gewerbsmäßiger Handlung drohen Personen sogar bis zu zehn Jahre Freiheitsstrafe. Bei Unternehmen kann die Geldstrafe zwischen fünf und 15 Millionen Euro liegen. Nach den neuesten Verschärfungen der Marktmissbrauchsverordnungen (MMVO) gilt mittlerweile sogar der Marktmanipulation Versuch als strafbar.
Die Börse hat Regeln!
Die Regeln an der Börse sind sehr strikt formuliert und werden rund um die Uhr kontrolliert. Die kleinsten Aktionäre, Broker, Kapitalgesellschaften und alle anderen Teilnehmer sind permanent auf dem Prüfstand. Das Beispiel der Euroshop AG zeigt, dass sogar Jahresabschlüsse von vor zwei Jahren überprüft werden. Und die Geschichte lehrt zudem, dass jeder noch so clevere Versuch einzelner Personen irgendwann aufflog und in den Ruin führte. Von daher kann man davon ausgehen, dass man mit faulen Tricks nicht weit kommt und es auf ehrlichem Wege an der Börse zu versuchen hat.
Geschichte und Entwicklung der Börse
Nun sind das Funktionieren der Börse und ihre Grundzüge weitestgehend klar. Es folgt ein Überblick darüber, wie die Börse zu dem wurde, was sie heute ist.
Schon im 12. Jahrhundert gab es vor allem in italienischen Städten den Handel mit Währungen, Rohstoffen, Staatsanleihen und Termingeschäfte. Doch auch zuvor, im antiken Rom, waren Grundzüge des Aktienhandels zu erkennen. Erträge, Zölle und Bergwerke wurden dort an Finanzgesellschaften verpachtet.
Je größer der Handel mit Währungen, Optionen und Wertpapieren in Europa wurde, desto größer wurde auch der Bedarf nach festen Regeln und eigenen Gebäuden. So diente das Haus der belgischen Familie van der Beurse als erstes Handelsgebäude. Die Familie van der Beurse hatte in ihrem Wappen drei Geldbeutel. Vom lateinischen Wort „Bursa“ = Geldbeutel abgeleitet, war der künftige Begriff der Börse geboren.
Zum ersten Mal konkret als Handelsplatz erwähnt wurde die Börse allerdings erst 1460 in Antwerpen in den Niederlanden. Der wichtigste und geschichtsträchtigste Börsenort war allerdings in Amsterdam. Gehandelt wurde allerdings nicht mit Aktien wie heute. Der Handel war auf Währungen, Optionen auf künftige Käufe bestimmter Waren, Rohstoffe und ähnliches ausgerichtet. Ein Handelsgut, welches in Amsterdam den ersten Crash der Menschheitsgeschichte verursachte: Die Tulpe.
1593 von einem Seemann aus der Türkei in die Niederlande gebracht, erfreuten sich die Tulpen in den Niederlanden großer Beliebtheit. Die Tulpenzwiebeln, die er besaß, wollten ihm Interessenten abkaufen. Er verlangte aber sehr hohe Preise. So wurden ihm die Tulpenzwiebeln gestohlen und zu einem niedrigeren Preis verkauft.
Das Gewinnpotential war allerdings sehr hoch. So führte dies letztlich dazu, dass die Händler in den Tulpenzwiebeln eine riesige Handelsmöglichkeit entdeckten. Die Niederlande, zum damaligen Zeitpunkt im 17. Jahrhundert die größte Handelsnation Europas, war verrückt nach den Tulpen. Als dann noch ein Virus kam, welches die Tulpen mit Streifen übersäte, brachte die Spekulanten zum Durchdrehen. Tulpenzwiebeln wurden zu unglaublichen Preisen gehandelt.
In Amsterdam wechselte sogar ein Haus im Tausch gegen drei Tulpenzwiebeln den Besitzer. Es war kein Ende in Sicht. Die Händler versuchten, zu erraten, welche Streifenform der Tulpen nächsten Sommer besonders gefragt wäre. Sie verkauften Optionen. Die Käufer kümmerte es nicht, dass sie ihre Ware erst im Sommer erhalten würden. Jeder wollte am Boom teilnehmen. Sogar die Mittelschicht vergaß ihre eigentlichen Jobs und investierte all ihr Hab und Gut in die Tulpenzwiebel.
Doch was damals den Aktionären noch nicht bekannt war, war eine Crash. Als dieser dann kam, traf er die Leute besonders hart. Als die Preise so stark gestiegen waren, dass jeder seine Gewinne abzweigen wollte, kam es zum großen Ausverkauf. Bei fallender Nachfrage fiel auch der Preis. So konnten bei dem rasanten Preisverfall nur wenige mit Gewinn verkaufen. 1637 schließlich folgte der Extremfall: Die Tulpenzwiebel war weniger wert als eine Gemüsezwiebel. Viele Aktionäre waren ruiniert.
Im Zuge der Kolonialisierung des 17. Jahrhunderts kam es schließlich zur Gründung der ersten Aktiengesellschaften. Hier begann der Aktienhandel zu dem zu werden, was er heute ist. Die Gesellschaften handelten mit Sklaven, Gewürzen und Rohstoffen aus fremden Ländern. Die zunehmende Etablierung und Erweiterung der Aktiengesellschaften verlangte nach festen Regeln bezüglich der Ausgabe und der Handel von Aktien. Die ersten Regeln gab es 1843 in Preußen. Der Aktienhandel florierte regelrecht und immer mehr Kapitalgesellschaften entstanden.
Mit Beginn des ersten Weltkriegs wurde die Börse geschlossen. Man wollte den Krieg nicht durch Spekulation beeinflussen.
Nach den Lastern des ersten Weltkriegs erfreute sich die amerikanische Wirtschaft eines Aufschwungs. Verbraucherkredite wurden munter vergeben: Besaßen 1919 sieben Millionen Bürger noch ein Auto, waren es 1929 27 Millionen Bürger. Teure Kleider wurden auf Kredit gekauft, der Whiskey ebenfalls. Auch die Börse war omnipräsent in der Bevölkerung. Ersparnisse wurden sofort in Aktien investiert. Bei diesem Boom war es sogar dem kleinsten Menschen möglich, wohlhabend zu werden.
Investierte ein Anfänger in eine x-beliebige Aktie 20 Dollar, konnte er sich sicher sein, dass sie am Folgetag 23 Dollar wert war. Einen Tag später lag sie bei 27 Dollar. So einfach war es damals. Die ganze Bevölkerung war im Rausch. Selbst in Kleinstädten und Ortschaften konnten Makler ihre Büros eröffnen und sie wurden ihnen eingerannt. Aufgeheizt wurde die Bevölkerung durch Aussagen von John Jakob Raskob, Chef von General Motors, wie die folgende: „Einmal 15 Dollar in der Börse richtig anlegen, und in 2 Jahren sind es 24.000 Dollar.“ Banken vergaben Kredite, damit die Bevölkerung Aktien kaufen konnte. Diese Aktien stiegen an Wert und reichten, um die Kreditzinsen und die Broker zu finanzieren. So hatte jeder das, was er wollte.
Doch um die gestiegenen Kurse zu finanzieren, musste die Bank immer höhere Kredite vergeben. Immer mehr Banker erkannten, dass das Niveau der Aktien weit über die US-Wirtschaft hinausging. Am Donnerstag, den 24. Oktober 1929, werfen 13 Millionen Aktien von Anlegern auf den Markt geworfen. Dies zu niedrigen Preisen.
Es löst einen Dominoeffekt aus, der dazu führt, dass 30 Milliarden US-Dollar verloren gehen. Dies entspricht zu der damaligen Zeit dem 30-fachen des amerikanischen Staatshaushaltes. Es führt zu einer beispiellosen Krise in der Wirtschaft. Hungersnot und Arbeitslosigkeit greifen über. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise werden auch als Grund für die Stärke des Nationalsozialismus angeführt.
Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs befindet sich der Aktienhandel in permanenter Entwicklung. 1971, mit Einführung des Computers in die Börse, wird der Aktienhandel weltweit zugänglich. Seit 1997 bietet auch die Frankfurter Börse den elektronischen Handel an.
Der elektronische Handel ermöglicht es,
weltweit die Aktien zu Echtzeit-Kursen zu kaufen oder zu verkaufen. Dadurch
werden sowohl Chancen, als auch Risiken vergrößert. Die Börse ist somit
heutzutage Brokern und Normalpersonen leicht und direkt zugänglich. Sie ist ein
für jeden geöffneter Markt!
Die Chancen und Risiken an der Börse
„An der Börse ist alles möglich. Auch das Gegenteil.“
André Kostolany
Vorab sollte hinsichtlich der Risiken und Chancen an der Börse eines erwähnt werden: Jedes Risiko ist gleichzeitig eine Chance. Und jede Chance ist gleichzeitig ein Risiko. Die Börse ist ein zweischneidiges Schwert. In diesem Kapitel wird diese Zweischneidigkeit – Risiko und Chance zugleich – näher erklärt. Wie man das Risiko minimieren und seine eigenen Chancen möglichst hoch halten kann, wird dann Thema der Folgekapitel sein.
Rendite an den Börsen
Die Rendite meint den Ertrag bzw. die Verzinsung, welche durch Wertpapiere oder Kapitalanlagen dem Aktionär zuzuordnen ist. Sie bezeichnet also vereinfacht formuliert den Gewinn aus dem Handel oder der Haltung. Das Problem mit den meisten Renditen ist, dass diese bei sämtlichen früher so angesehenen Geldanlage-Optionen sehr gering sind.
Das Tagesgeldkonto wirft nach Betrachtung der Inflation heutzutage nur noch Verluste ab. Vor drei Jahren waren es im Durchschnitt noch knapp 1 Prozent Zinsen. Sie übertrafen die Inflation um knapp 0,5 Prozent, sodass man mit einem Gewinn hervorging. Doch heutzutage sind es im Durchschnitt 0,64 Prozent Zinsen, die Inflation hingegen beträgt 1,40 Prozent. Ein Verlust von 0,76 Prozent auf das eingesetzte Geld ist die Folge!
Gerade das Sparbuch ist Spitzenreiter des Trauerspiels. Während es 1980 noch satte 4,6 Prozent Zinsen waren und 2008 immerhin noch 2,8 Prozent, sind es nun schlappe 0,3 Prozent. Jeder Anlieger verliert in Anbetracht der Inflation mehr als 1 Prozent seines Kapitals pro Jahr!
Auch dem Immobilienfonds ist nicht mehr richtig zu trauen. Wegen der Niedrigzinsphase sind hier maximal 2 Prozent zu holen. In Anbetracht des Risikos, welches ein Immobilienfonds hat, und der verhältnismäßig geringen zu erzielenden Rendite ist auch hiervon abzuraten.
Bleiben nur noch Aktien und Aktienfonds. Diese spielen in einer anderen Liga. Von den Risiken soll hier erstmal nicht die Rede sein. Diese werden in diesem Kapitel noch beleuchtet. Es geht rein um die potenzielle Rendite, mit der zu rechnen ist.
Die Rendite bei Aktien oder Aktienfonds variiert je nach Entwicklung des jeweiligen Unternehmens. Doch lässt sich am Bild des Deutschen Aktienindex (DAX) zeigen, welches Potenzial zahlreiche Aktien bieten. Der DAX vereint die größten 30 deutschen Kapitalgesellschaften. Wer in den DAX investiert, macht auf längere Sicht einen beträchtlichen Gewinn. Alleine im letzten Jahr erzielte der DAX eine Rendite von 12,5 Prozent erzielte. Das ist das Dreifache des Sparbuchs in besten Jahren! Und es ist das mehr als vierzigfache der Sparbuchrendite zum jetzigen Zeitpunkt.
Natürlich gab es auch schwache Jahre, doch sind diese in der klaren Minderheit. Der DAX hat fast nur positive Zahlen vorzuweisen. Gerade auf lange Sicht ist er eine sichere Anlage. Da insbesondere die Kleinanleger einen langen Anlagehorizont wählen, um fürs Alter vorzusorgen, ist der DAX eine dankbare Möglichkeit. Wer 1995 Aktien des DAX kaufte und diese 2010 wieder veräußerte, erzielte eine durchschnittliche Rendite von 7,8 Prozent pro Jahr. Seit Ende des zweiten Weltkriegs haben Anleger immer satten Gewinn gemacht, wenn sie Anteile des DAX mindestens zehn Jahre hielten.
Fazit: Hinsichtlich der zu erzielenden Rendite bieten Aktien ein enormes Potential. Besonders auf lange Sicht entwickeln sich die Aktien starker Unternehmen wie der im DAX notierten in einer starken deutschen Wirtschaft positiv.
Dividende
Ein großes Plus neben der Rendite ist die Dividende. Es handelt sich dabei um die Gewinnausschüttung der Aktiengesellschaft, deren Anteile man hält. Die Dividende steht nicht jedem Aktionär zu und wird auch nicht unbedingt jährlich fällig. Doch bei Anlagen mit langem Anlagehorizont summieren sich die Dividenden.
Diese Gewinnausschüttungen ähneln Zinsen, die man auf seine Kapitalanlage erhält. Manche Unternehmen bieten diese Gewinnausschüttungen in Form weiterer Aktien an. Diese wären im nächsten Jahr dann ebenfalls dividendenberechtigt, was dem Effekt eines Zinseszins gleichkommt.
Doch wie eingangs erwähnt birgt jede Chance auch ein Risiko: So könnten die Dividenden bei niedrigen Gewinnen oder Verlustrisiko gekürzt werden oder sogar gänzlich ausbleiben. Selbst jahrelang dauerhaft gezahlte Renditen sind keine Garantie für eine Fortsetzung der Gewinnausschüttungen. Mehr zur Dividende erfährst Du hier
Die Konjunktur
Die Wirtschaft untersteht Auf- und Abschwüngen. Sie bewegt sich nicht permanent auf demselben Niveau. Ein Konjunkturzyklus besteht aus vier Phasen, welche sich wie folgt einteilen lassen.
Fangen wir beim Tiefpunkt an: Gerade hat die Wirtschaft eine schwache Phase hinter sich und erholt sich. Nach dem Tiefpunkt folgt der Aufschwung. Dieser Aufschwung hält an, bis er sein Maximum erreicht hat: Der Konjunkturboom als oberer Wendepunkt tritt ein. Nach ihm folgt wieder ein Abschwung, der bis zum Tiefpunkt führt. Daraufhin wiederholt sich der ganze Zyklus. Ein Konjunkturzyklus dauert zwischen drei und acht Jahren.
Die Konjunktur kann sich auf den Kursverlauf eines Wertpapiers auswirken. So könnte es durchaus sein, dass Wertpapiere einer Gesellschaft gerade am oberen Wendepunkt einen hohen Wert haben und gekauft werden. Die kurz darauf folgende Rezession reißt die Kurswerte aber in den Keller, in dem sie einige Jahre verbleiben. Somit ist in der Konjunktur ein permanentes Risiko vorhanden, welches bei dem Erwerb einer jeden Aktie berücksichtigt werden muss.
Ein Begriff, der im Zusammenhang mit Aktien und Konjunkturzyklen eine immens wichtige Rolle spielt, ist das Timing. Der Zeitpunkt des Kaufs einer bestimmten Aktie sollte immer wohl bedacht sein. Dabei müssen konjunkturelle Aspekte mit einbezogen werden.
Hier kann man nur empfehlen, auch staatliche Veränderungen in der Finanzpolitik zu beachten. Wirtschaftliche Maßnahmen des Staates oder der Zentralbanken wie die niedrigen Zinsen können die Kurse nach oben schießen lassen. Aber auch gewerkschaftliche Maßnahmen wie Streiks können sich auf die gesamte Wirtschaft auswirken. Sie können einen leichten oder auch größeren Abschwung der Konjunktur zur Folge haben.
Fazit: Wer erfolgreich die Risiken bestimmter Anlagen einschätzen und nach diesem Maßstab Entscheidungen treffen will, sollte die Konjunkturschwankungen beachten. Ein Anhaltspunkt könnte folgender sein: Welche Aktien reagieren stark auf die jeweiligen Konjunkturzyklen? Bei diesen Aktien empfiehlt sich ein Kauf am Tiefpunkt der Konjunktur, da diese im Falle eines Aufschwungs rasant an Wert gewinnen und gute Rendite verursachen werden. Welche Aktien reagieren weniger stark? Diese sind stabil und können im Prinzip jederzeit gekauft werden.
Inflationsschutz
Die einzige heutzutage wirkungsvolle Möglichkeit, der Inflation zu entfliehen, sind die Aktien. Dabei gilt es darauf zu achten, wie die Realverzinsung einer Kapitalanlage ist. Das bedeutet, dass die Differenz zwischen Rendite und Inflation immer ein positiver Wert sein sollte. Dann lohnt sich das Investment.
Das riesige Plus bei Aktien ist, dass es sich dabei um Sachwerte handelt. Sie schwimmen mit der Inflation mit. Weitere Sachwerte (Substanzwerte) sind zum Beispiel Immobilien und Gold. Sinkt der Wert des Geldes durch die Inflation, so erhöht sich der Preis für Immobilien ebenfalls. Gleich verhält es sich bei Gold und Aktien.
Im Kontrast dazu stehen Geldwerte: Sie verharren bei demselben Wert, Inflation hin oder her. Es geht hierbei um Werte, die rein an Geldbeträge gemessen werden. Die Prozente auf dem Sparbuch, die Zinsen auf einen Kredit und ähnliche. 5 Prozent Zinsen auf 100 Euro werden immer 5 Euro sein, egal ob diese von der Inflation entwertet werden oder nicht. Die Zahlen wurden im Kredit vereinbart und stehen fest.
Der Unterschied sollte klar geworden sein. Da nicht jeder das Geld für eine Immobilie hat und auch nicht jeder Gold lagern möchte, sind nun Aktien das naheliegendste Investment. Sie sind zudem auch flexibler als Immobilien oder Gold. Sie können einfacher verkauft werden. Doch was macht Aktien zu Sachwerten und somit zum optimalen Inflationsschutz? Schließlich befindet man sich als Anteilseigner nicht im Besitz einer Sache.
Man bekommt mittlerweile nicht mal mehr ein Wertpapier. Es sind lediglich ein paar Ziffern im Portfolio, die man beim Kauf einer Aktie erhält. Oder? Nein, denn hinter dieser Aktie befindet sich ein Anteil am Unternehmen. Und hinter dem Unternehmen stehen Fabriken, Maschinen, ein Fuhrpark und vieles mehr. Das macht Aktien zu Sachwerten. Sachwerte, welche ihren Wert sogar schneller steigern können als eine Immobilie – ein optimaler Inflationsschutz oder sogar ein Bezwinger der Inflation!
Psychologie des Marktes
Der Markt und der Kauf einer Aktie muss nicht immer die Wirtschaft widerspiegeln. Bestes Beispiel war der große Crash in den USA 1929 (siehe Geschichte der Börse). Dort wurde gekauft und gekauft, sodass fast die ganze Bevölkerung aus Aktionären bestand. Die Investitionen in die Aktien überstiegen die Wirtschaftskraft der USA bei weitem.
Aus scheinbar einer Laune heraus wurden 13 Millionen Aktien zum Verkauf angeboten, was dann letztlich zu einem starken Preisabfall führte. Nun war 1929 in den USA eine ungewöhnliche Dimension erreicht. Aber nach diesem Muster ticken die Marktteilnehmer. Viele Entscheidungen basieren nicht auf der Vernunft und sind durch das Verhalten der Massen beeinflusst. Hier ein paar Beispiele für die Psychologie des Marktes:
Marktstimmung
Das Handeln der Menschen ist oftmals von Emotionen geleitet oder zumindest begleitet. So haben Menschen durch ihr Handeln die Hoffnung, etwas bestimmtes zu erreichen. Genau dies kann sich auch auf den Aktienhandel übertragen. Die Personen sehen den steigenden Kurs einer Aktie und gewinnen zunehmend Vertrauen in sie.
Immer mehr Leute entschließen sich zum Kauf der Aktie mit positivem Trend. Sie missachten wichtige politische oder wirtschaftliche Ereignisse oder aber ignorieren Meldungen und Statistiken der Gesellschaft, dessen Aktie sie halten. Sie folgen der allgemeinen Marktstimmung und vertrauen darauf, dass alle wichtigen Details bereits im aktuellen Kurs der Aktie enthalten sind. Durch zunehmende Käufe entsteht ein sogenannter Bull Market. Dies dauert an, bis die Blase platzt und die Aktie stark an Wert verliert.
Auch in umgekehrter Richtung lässt sich das Phänomen der Marktstimmung beobachten: Anhaltend fallende Kurse und negative Stimmung sowie zunehmende Verkäufe lassen den Wert der Aktie sinken. Dabei werden positive Signale nicht wahrgenommen und ein Bear Market entsteht.
Je nach Situation an der Börse und der allgemeinen Stimmung können solch emotionale Handlungen von Menschen dazu führen, dass der Börsenwert des Unternehmens stark von der Realität abweicht.
Mitläufer, Werbung und Empfehlungen
Jeder Mensch, der an die Börse geht um Geld zu verdienen, sucht nach Informationen. Diese Informationen sollen es ermöglichen, den Kursverlauf möglichst zuverlässig einschätzen zu können und das Geld so sicher wie möglich anzulegen. Die Informations-Quellen können Segen und Fluch zugleich sein. Während es durchaus gute Ratgeber oder Analysen und Empfehlungen gibt, gibt es auch viele, die durch ihre Bekanntheit einen Börsentrend hervorrufen können, der der Realität widerspricht.
Oft angeklickte Seiten im Internet oder sehr bekannte und oft gelesene Zeitschriften können Massen zu bestimmten Aktienkäufen motivieren. An diesen Massen orientieren sich dann einige Mitläufer, sodass der Wert der Aktie auch in diesem Fall von der Realität an der Börse abweicht. Die wirtschaftlich nicht begründbaren Änderungen Kursänderungen können besonders Kleinanleger zu Fehlern verleiten.
Neueste Technologie
Die Zeit des Parketthandels ist weitestgehend vorbei. Der Großteil des Aktienhandels wird elektronisch abgewickelt. Neue, vor kürzester Zeit entstandene Transaktionen werden so relativ schnell angezeigt. Es können also in Sekundenschnelle Verkäufe und Preise erkannt werden. Dies kann zu schnellen Reaktionen führen.
Sieht ein Aktionär, dass Anteile des Unternehmens, von dem er ebenfalls Aktien hat, in den vergangenen Minuten verstärkt gehandelt wurden und die Preise fallen, neigt er womöglich ebenfalls zum Verkauf. Dies kann eine Kettenreaktion auslösen und so dazu führen, dass binnen weniger Minuten der Kurs der Aktie drastisch sinkt. Es ereignet sich also auch durch die neueste Technologie bedingt ein Vorgang, welcher von der aktuellen Wirtschaft meilenweit entfernt sein kann.
Maßnahmen innerhalb der Aktiengesellschaft
Börsennotierte Unternehmen können Zusammenschlüsse mit anderen Unternehmen, Kapitalerhöhungen oder andere Maßnahmen verkünden. Die Reaktion der breiten Masse lässt sich nicht vorhersagen: Eine Kapitalerhöhung kann sowohl positiv, als auch negativ gesehen werden.
So kann zusätzliches Kapital für das Unternehmen als eine Stärkung empfunden werden.
Oder aber die Öffentlichkeit wertet den Verkauf von Aktien zur Kapitalerhöhung als Schwäche des Unternehmens: Vielleicht ist es um das Unternehmen finanziell schlecht gestellt und sie brauchen dringend Geld? In diesem Fall wären fallende Aktienkurse die Folge.
Zwischen-Fazit
Diese Beispiele illustrieren lediglich einige der vielen unberechenbaren Faktoren, die die Marktteilnehmer zu Handlungen verleiten könnten; Handlungen, welche das Marktgeschehen und die Kursverläufe der Aktien maßgeblich beeinflussen. Gerade die Psychologie des Marktes ist das große Unberechenbare Glied der Chancen und Risiken beim Aktienhandel.
Beteiligung an der Wirtschaft
Der Aktionär beteiligt sich an der Kapitalgesellschaft. Je nach Anzahl der Aktien hat er mehr oder weniger Stimmgewalt und kann die Zukunft mitgestalten. Bei kleinen Unternehmen kann man sich manchmal schon mit wenig Kapital einiges an Einfluss erkaufen. Dies mag reizvoll sein. Eventuell identifiziert sich der Kleinanleger aus Interesse an einem Unternehmen und möchte mehr über dieses erfahren. So kann er durch den Kauf von Aktien und die Beteiligung am Unternehmens-Geschehen Einblick und Auskunft in zahlreiche Firmeninterna erlangen. Diese Art der Teilnahme in der Wirtschaft ist wohl sehr attraktiv.
Doch kommt hier wieder das zweischneidige Schwert ins Spiel: Der Aktionär nimmt auch das Risiko einer Insolvenz des Unternehmens in Kauf. Geht das Unternehmen pleite, so hat der Aktionär zuerst sich hinten anzustellen. Das Unternehmen ist verpflichtet, als allererstes die Ansprüche der Gläubiger zu befriedigen. Das bedeutet, dass Kredite und Anleihen abbezahlt werden müssen. Erst danach haben die Aktionäre den Anspruch, am Erlös aus der Firmenauflösung beteiligt zu werden – und selbst das ist nicht gewiss! Es kann durchaus sein, dass der Aktionär komplett leer ausgeht.
Wertschwankungen
Schon wenn man sich die bloßen Charts ansieht, erkennt man das ständige Auf und Ab. Selbst wenn sich der Wert einer Aktie im Durchschnitt steigert, so ist der Weg dahin von vielen Aufs und Abs gezeichnet. Diese Wertschwankungen sind unvorhersehbare. Selbst wenn es zahlreiche Analyse-Ansätze gibt (siehe Kapitel 6: Entwicklungen deuten und Prognosen machen), lässt sich der Kursverlauf niemals zuverlässig vorhersagen. Im Rahmen der Kursschwankungen lässt sich drei Gruppen feststellen:
- Langfristige Kursschwankungen: Diese werden durch die Entwicklung der nationalen Wirtschaft und Politik, sowie durch die Strategien, Geschäfte und Umsätze der Kapitalgesellschaft beeinflusst
- Mittelfristige Kursschwankungen: Hier spielen Währungs- und Geldpolitik eine Rolle sowie ebenfalls wirtschaftliche und politische Maßnahmen des Staates
- Kurzfristige Kursschwankungen: Streiks, Demonstrationen, Stimmung und Emotionen auf den Märkten sind hier als Beispiele zu nennen
Hinsichtlich der Risikoquellen für diese Kursschwankungen kann man in vier Gruppen unterteilen: Das allgemeine Risiko am Markt, das Unternehmens-Risiko, das Branchen-Risiko und das Risiko eines ungeregelten Marktes.
Allgemeines Risiko
Hier fließen wieder Aspekte wie die Psychologie am Markt ein. Das allgemeine Risiko ist von vornherein gegeben und ist weder Unternehmen, noch Politik oder Wirtschaft zuzuschreiben. Diesem Risiko unterliegen alle Aktien gleichermaßen. Es lässt sich dabei beobachten, dass Aktienkurse bei steigenden Zinsen zu fallen scheinen. Bei sinkenden Zinsen steigen Aktien scheinbar im Kursverlauf. Als Regel kann dies jedoch nicht angesehen werden. Dieses allgemeine Marktrisiko vor allem ist es, was die spektakulären Gewinne an der Börse erst möglich macht. Zugleich macht es allerdings auch große Verluste möglich.
Unternehmens-Risiko
Hier sind Gründe im Spiel, welche durch die betreffende Kapitalgesellschaft gegeben sind. Das Unternehmen kann durch falsche Entscheidungen des Managements oder durch die allgemeine Betriebssituation Verluste oder Probleme erleiden, die einen Kurs-Rückgang bewirken. Beispiel hierfür dürfte der Abgasskandal um VW sein. Selbst wenn andere Gesellschaften der Branche keinen Schaden erleiden, kann die betreffende Gesellschaft wie im Fall von VW durch individuelle Fehler an Wert verlieren.
Branchen-Risiko
Kommt ein Unternehmen einer Branche unter die Räder und weist hohe Kursverluste auf, kann sich dies auf die ganze Branche übertragen. Dies ist eher ein psychologisches Phänomen und hat mit der Entwicklung und Situation der ganzen Branchen meist wenig zu tun. Doch schnell kann Misstrauen bezüglich eines kompletten Wirtschaftszweiges erzeugt werden. Dies ist das Branchen-Risiko.
Ungeregelter Markt
Der Spezialfall der Penny Stocks soll hier zur Sprache kommen. Penny Stocks sind – wie es der Name schon sagt – Aktien von geringem Wert. Meist beträgt hier der Stückpreis weniger als einen US-Dollar. Was sie außer des geringen Wertes auszeichnet: Es gibt für diese Aktien keinen geregelten Markt. Sie werden oft nur von einem Brokerhaus gehandelt und sind somit schwer weiterzuverkaufen. Es handelt sich häufig um im Nachhinein wertlose Papiere. Käufer haben es wegen des ungeregelten Marktes schwer die Lage bezüglich Angebot und Nachfrage nachzuvollziehen. Es ist meistens nicht mal möglich, Angebot und Nachfrage überhaupt nachzuvollziehen, weswegen Wertpapiere solcher Art zu vermeiden sind. Außerdem besteht hier eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Kursmanipulation, da der Markt eng ist.
Zwischen – Fazit
Ob lang-, mittel- oder kurzfristige Kursschwankungen; sie alle werden durch den Markt und seine Aktionäre, sowie einzelne Unternehmen oder komplette Branchen stark beeinflusst. Berechenbar sind sie nicht. Umgehen kann man diese Risiken auch nicht. Von daher ist es wichtig, diese Risiken so gut es geht zu minimieren, oder auszugleichen. Dabei helfen kann der…
Aktienfonds – Vorteile & Nachteile
Ein Aktienfonds bietet dem Anleger fantastische Möglichkeiten, Risiken zu minimieren. Alles auf eine Aktie zu setzen oder auf wenige Aktien zu setzen ist nicht erforderlich. Ganz nach den Grundsätzen der Risikostreuung gibt es bei einem Aktienfonds die Möglichkeit, mehrere Aktien zu wählen. Diese befinden sich in einem Fonds und werden dort von einem Manager verwaltet. Dadurch, dass das Risiko gestreut ist, spielt nun das schlechte Abschneiden einer Aktie keine so große Rolle mehr. Verluste werden durch andere Aktien abgefangen. Zudem wird der Fonds noch gemanagt, was dem Anleger die Verwaltung erspart.
Handelt es sich hingegen um einen ETF, also einen börsengehandelten Fonds, so wird dieser nicht gemanagt. Diese Fonds kauft man an der Börse. Das besondere ist, dass sie Aktienindizes abbilden. Ein Aktienindex ist ein Verzeichnis mehrerer Aktien: So kauft man die Entwicklung sämtlicher Aktien, die in dem börsengehandelten Fonds sind, ähnlich wie beim gewöhnlichen Aktienfonds. Es werden allerdings nicht wie beim Aktienfonds einzelne Aktien von einem Manager zusammengekauft, sondern die Entwicklung der Aktienindizes. So kann man die Entwicklung des SDAX oder DAX oder auch Dow Jones aus des USA kaufen.
Weiterer Vorteil sind die Wahlmöglichkeiten. Bei der Fondswahl kann man nach Branchen, Ländern, Regionen oder Aktienindizes entscheiden. So sind die Schwerpunkte wählbar.
Zudem sind die bisherigen Erträge der Fonds einsehbar und man kann auf den Renditen der letzten drei Jahre basierend Entscheidungen treffen. Doch genau hier beginnen auch die Nachteile…
Das Fondsmanagement mag möglicherweise in der Vergangenheit gut gewirtschaftet haben. Allerdings ist die gute Leistung aus der Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft. Auch hier sind Risiken vorhanden, selbst wenn sie gestreut sind: Der Fondsmanager folgt den Anlagegrundsätzen, aber ansonsten trifft er die Entscheidungen, welche Anteile in den Fonds eingekauft werden und welche nicht. Somit hat der Aktionär keinerlei Einfluss. Er muss dem Fondsmanager sein gesetztes Kapital komplett anvertrauen.
Des weiteren beinhaltet ein Aktienfonds auch Kosten. Diese können den Erfolg der Wertpapiere schmälern oder sogar übertreffen. Deswegen empfiehlt es sich, die Kosten permanent im Blick zu haben und durchzurechnen, welche Entscheidung innerhalb des Aktienfonds die Beste ist. Kosten für den Aktienfonds sind oftmals beispielsweise folgende:
- Erfolgsabhängige Prämien: Je nach Aktienfonds können Prämien anfallen, falls sich der Wert der Aktien gut entwickelt. Bei großem Erfolg ist auch von großen Prämien auszugehen.
- Transaktionskosten: Beim Kauf oder Verkauf von Anteilen aus dem Aktienfonds fallen Gebühren an.
- Verwaltungs- und Verwahrungskosten: Das Depot zum Verwahren der Wertpapiere ist nicht umsonst; ebenso wenig sind es die Dienste des Fondsmanagers, der für die Anleger Arbeit verrichtet.
Zusätzlicher Risikopunkt bei Aktienfonds: Es gibt viele Fonds, die sich in ihrer Streuung spezialisieren. So gibt es Fonds, die sich auf eine Region begrenzen oder innerhalb einer Branche verbleiben (z.B. Pharmaindustrie) und damit dem Branchen-Risiko ausgesetzt sind. Bei zu stark spezialisierten Fonds ist die Streuung geringer, was zusätzliche Risiken schafft.
Fazit
Aktienfonds sind insbesondere für nicht allzu risikofreudige Kleinanleger eine sehr gute Option. Natürlich kann man nicht von einer hundertprozentigen Sicherheit sprechen, aber das Risiko ist gegenüber dem Erwerb einzelner Aktien doch stark vermindert. Dank der Streuung – die im Idealfall über Branchen und Regionen hinausgeht – und durch die Arbeit eines erfahrenen Fondsmanagers können beim Aktienfonds mit höherer Wahrscheinlichkeit Gewinne erzielt werden.