Was sind Aktien?
„Das Schöne an Aktien ist, dass man 1.000 Prozent gewinnen kann, aber höchstens 100 Prozent verlieren.“
unbekannt
Was sind Aktien? Kein Goldschmuck und kein Ferrari, sondern Anteile an Unternehmen
Ist die Rede von Aktien, so führen die Gedanken schnell in die Filmwelt. Aktien scheinen von außen ein relativ kompliziertes Thema abzugeben. Hört man in der Telebörse im Fernsehen in die aktuellen Kursverläufe rein und sieht ein Wirrwarr aus Zahlen, trägt das nicht unbedingt zum besseren Verständnis bei. Da flüchtet sich der Durchschnittsmensch in Spielfilme, um Erklärungen zu finden.
Oder aber er guckt durch Zufall einen solchen Film. Doch ist das Problem bei den meisten Filmen, dass sie das Thema Aktien oder Börse nicht nur nicht erklären: Sie beschäftigen sich zu viel mit nebensächlichen Themen und vermitteln auf diese Weise sogar einen komplett falschen Eindruck. Folgende Beispiele sollen das belegen:
Will Smith sieht im Film „Das Streben nach Glück“ (https://amzn.to/2pTJvsb) einen Mann in teurem Anzug aus dessen Sportwagen aussteigen. Smith, der in dem Film einen Mann in finanziellen Nöten spielt, fragt bewundernd: „Erlauben Sie mir zwei Fragen: Was machen Sie? Und wie machen Sie es?“ Der Mann antwortet: „Ich arbeite als Börsenmakler.“
Schon drängen sich durch eine solche Filmszene Gedanken auf, die Börse sei wohlhabenden Menschen vorbehalten und jeder würde mit dem Sportwagen bei der Arbeit aufkreuzen. In der Folge nimmt Will Smith eine Ausbildung auf, doch Thema des Films sind eher sein Weg aus der Armut und die Beziehung zu seinem Sohn. Was die Börse ist und wie sie wirklich funktioniert, erfährt keiner. Es bleibt lediglich bei Andeutungen, die täuschen.
„Wall Street“ https://amzn.to/2Gj3A6d: Ob nun die Verfilmung aus den 80er Jahren mit Michael Douglas und Charlie Sheen oder die neue Version mit Shia LaBoeuf und Michael Douglas: Der amerikanische Börsenmarkt und dessen Intrigen dienen hier als die Basis beider Filme. Doch viel über Aktienhandel lernt man nicht.
Ebenjene Intrigen sind hauptsächlich im Vordergrund: Michael Douglas, der Shia LaBoeuf für seine Zwecke instrumentalisiert und seine Tochter hintergeht. Des Weiteren werden die Vorzüge des Geldes genauestens thematisiert: Macht, Höchstgeschwindigkeit auf teuren Motorrädern, Millionen Dollar teure Kunstwerke, die man sich zum Spaß kauft. Aber Aktien und die Erklärung des Börsengeschehens? Fehlanzeige.
Zu guter Letzt wäre da noch der „Wolf of Wall Street“ (https://amzn.to/2GYgXG0): Eine erneute schauspielerische Meisterleistung Leonard DiCaprios. An wahren Begebenheiten orientierend, soll der Blockbuster die Lebensgeschichte Jordan Belforts zeigen. Der Durchschnittsmensch sitzt vor dem Fernseher und hofft eventuell auf einen kleinen Einblick in das Ticken des Aktienmarktes.
Doch diesen bekommt er nicht geboten. Der Film ist eine hervorragende Komödie für Erwachsene, aber als informativer Film zum Thema Börse taugt er nicht. Die Geschichte Jordan Belforts, aus der man eventuell ein bisschen über die Börse erfahren würde, wird zum Riesen-Schauspiel: Von Drogenexzessen über die naivsten Versuche der Steuerhinterziehung bis hin zu teuren Yachten und Massen an Prostituierten im Büro ist der Film nicht informativ bezüglich des Aktienmarktes.
Das Thema Aktien wird somit für die Öffentlichkeit stark verzerrt. Der Eindruck der Sportwagen und des Bling-Blings versagt den objektiven Blick auf ein Thema, welches in Zukunft immer mehr Bedeutung erlangen wird. Hinter Aktien verbergen sich nämlich nicht hochkarätige Luxuskarren, sondern Prognosen, Wirtschaft, Mathematik, Politik und weitere nüchterne Aspekte.
Doch was sind Aktien? Aktien sind nämlich im Grunde nichts anderes als Anteile an Unternehmen. Wer Aktien eines Unternehmens hält, beteiligt sich also auch an diesem. Er beteiligt sich am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens und auch an dessen Skandalen.
Unternehmen können die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft wählen. Dies hat viele Vorteile. Gründet beispielsweise eine Person eine Technologiefirma und will sich Geld beschaffen, so muss sie sich über die Bank einen Businesskredit holen. Diesen zu bekommen, ist allerdings nicht immer leicht. Es gibt jedoch einen Ausweg aus diesem Problem: Gründet der Unternehmer eine Kapitalgesellschaft, z.B. eine AG, so entkoppelt er das Unternehmen aus seinem Besitz.
Das Unternehmen wird eine eigene Person, die eigene Rechte und Risiken hat. Auf diese Weise kann sich der Unternehmer leichter Geld beschaffen. Er kann sich dazu entscheiden, an die Börse zu gehen. An der Börse kann er dann Anteile seines Unternehmens zum Verkauf anbieten. Werden diese Anteile, also die Aktien nun verkauft, so fließt dem Unternehmen Geld zu. Das neu gewonnene Eigenkapital kann auf diese Weise von Unternehmen zur Investition eingesetzt werden.
Auf diese Weise wurden viele große Erfindungen realisiert. Eisenbahnen oder Computer gebe es heute wahrscheinlich nicht, wären diese Erfindungen nicht finanziert worden. Am Anfang standen immer die Ideen von Menschen, doch die Finanzierung stellte ein Problem dar. Neben der Aufnahme von Krediten ist die Ausgabe von Aktien, auch Emission genannt, eine Möglichkeit dazu. Wie solch eine Emission funktioniert und wie sie dem Verkäufer Geld bringt, soll folgendes Beispiel zeigen.
- Das Unternehmen „Baumhaus AG“ plant eine große Baumhausanlage
- Die Baumhäuser sollen stabil ausgestattet sein und ein „Hotel in der Natur“ für Touristen darstellen
- Doch diese ungewöhnliche Hotel-Idee muss finanziert werden
- Zwar verfügt die „Baumhaus AG“ über einiges an Kapital, doch benötigt sie zusätzliches
- Sie entscheidet sich für einen Börsengang.
- Die „Baumhaus AG“ teilt ihr Unternehmen in 10.000 Aktien auf. Davon werden 3.000 Aktien zum Verkauf angeboten. Der Preis einer Aktie beläuft sich auf 500 Euro.
- 3.000 Aktien werden verkauft. Dies bedeutet Einnahmen von 1.500.000 Euro, die in das Eigenkapital des Unternehmens fließen. Dieses Kapital kann in den Bau neuer Häuser oder neuer Ausstattung investiert werden.
Das Unternehmen bekommt das nötige Geld, es gibt allerdings etwas ab: Dies sind die Wertpapiere oder Aktien, die Anteile am Unternehmen bedeuten. Das Unternehmen befindet sich in dem genannten Beispiel nach dem Verkauf von 30.000 aus 100.000 Aktien zu 30 Prozent in fremder Hand. Die Käufer der Aktien, auch Aktionäre genannt, erhalten somit das Recht, am Unternehmen und dessen Entwicklung teil zu haben.
Als Mitglied der AG dürfen Aktionäre an den Hauptversammlungen teilnehmen. Dort dürfen sie den Vorstand wählen, über die Ausschüttung des Gewinns in Form von Dividenden an Aktionäre entscheiden oder andere unternehmens-interne Fragen klären.
Des weiteren unterliegen die Unternehmen den Aktionären gegenüber der Auskunftspflicht. Als Teilhabender muss der Aktionär stets über aktuelle Zahlen, Entwicklungen, Prognosen und Vorhaben des Unternehmens informiert werden. Fragt er an, müssen sämtliche Fragen der Wahrheit gemäß beantwortet werden.
Außerdem gibt es das sogenannte Vorzugsrecht: Es kann durchaus der Fall sein, dass ein Unternehmen nicht nur ein mal Aktien emittiert, also zum Verkauft ausgibt, sondern zwei oder drei Mal. In diesem Fall haben die bisherigen Aktionäre vor Außenstehenden das Recht, die neuen Aktien zu erwerben. Denn würden Außenstehende die neuen Anteile aufkaufen, so würde sich der Anteil der bisherigen Aktionäre prozentual gesehen reduzieren. Sie würden folglich in der Einflussnahme auf das Unternehmen Einbußen machen.
Doch ein Aktionär verfügt im Anschluss an den Erwerb einer Aktie nicht nur über Rechte, sondern hat selbst auch Verpflichtungen.
So muss er gewährleisten, dass er den Interessen der AG und anderer Aktionäre getreu handelt. Es ist ihm nicht erlaubt, gezielt seine eigene Stellung zu verbessern. Das Unternehmen hat stets Priorität!
Die Bezahlung der gehaltenen Aktien zählt natürlich auch zu einer grundlegenden Verpflichtung des Aktionärs dem Unternehmen gegenüber.
Weitere Pflichten der Aktionäre sind in den Satzungen der AG’s enthalten, die unterschiedlich ausfallen können. Eine bestimmte Vorschrift ist in den Satzungen jedoch meistens gegeben: Emittiert das Unternehmen neue Aktien, so dürfen die Aktionäre ihre Anteile nicht direkt verkaufen. Dies könnte zur Folge haben, dass Mitläufer ebenfalls Aktien verkaufen und eine Kettenreaktion entsteht. Je größer das Angebot wird, desto geringer die Nachfrage und die Preise. Somit würde der Börsenkurs des Unternehmens rapide sinken und geringere Erlöse beim Verkauf von Aktien erzielt werden. Deswegen ist ein Verkauf von Aktien, wenn das Unternehmen selbst welche emittiert, nicht erlaubt.
Fazit
Bei dem Kauf von Aktien tritt man nicht wie Alice in ein Wunderland ein, welches durch Luxuskarossen, Goldschmuck und Rauschmittel-Missbrauch gekennzeichnet ist. Die Aktionäre beteiligen sich als Käufer von Unternehmens-Anteilen am Unternehmen und können dieses prägen. Je nachdem, wie viele Aktien sie besitzen, können sie die Unternehmens-Entwicklung unterschiedlich stark beeinflussen. Von den Grundrechten bis hin zu, im Falle der Mehrheit, aller Entscheidungen im Unternehmen.
Die Grundrechte (Stimm-, Vorzugs- und Auskunftsrecht) erhält jedoch jeder Aktionär, selbst der kleinste mit nur 0,0001 Prozent der Anteile.
Welche Anlagemöglichkeiten existieren?
Hier spielen die beiden Begriffe Aktien und Aktienfonds eine Rolle. Einerseits gibt es die Option, in einzelne Aktien zu investieren. Dann spielt es sich im Groben wie bereits im oberen Abschnitt beschrieben ab.
Allerdings gibt es bei genauem Blick verschiedene Arten von Aktien, die nun kurz benannt und erklärt werden:
Die sogenannten Inhaberaktien laufen auf den jeweiligen Inhaber. Diese können ohne weiteres gehandelt werden. Verkauft ein Aktionär seine Inhaberaktie, so wandert sie ohne Formalitäten in den Besitz einer anderen Person.
Demgegenüber stehen die Namensaktien. Bei diesen gestaltet sich der Besitzübergang etwas komplizierter. Sie werden nämlich auf den jeweiligen Namen des Besitzers im Aktienregister der Aktiengesellschaft eingetragen. Dies soll dem Unternehmen einen Überblick über die Inhaber der Aktien bieten. Vor- und Zuname, Geburtsdatum, Adresse und Anzahl der gehaltenen Aktien sind im Aktienregister notiert.
Der Kauf und Verkauf von Namensaktien wird über ein elektronisches System geregelt. Entscheidet sich nun ein Käufer gegen die Eintragung ins Aktienregister, so verliert er bis auf das Recht auf Gewinnausschüttung weitestgehend seine Rechte als Aktionär: Keine Einladung zur Hauptversammlung und kein Stimmrecht sind definitiv die Folge.
Inhaberaktien und Namensaktien unterscheiden sich also wesentlich in dem Eigentümerwechsel. Dieser ist bei Namensaktien komplexer, da Kauf und Verkauf über ein bestimmtes elektronisches System abgewickelt werden müssen.
Außerdem muss sich das Unternehmen bei der Ausgabe von Aktien darauf festlegen, ob es Nennwertaktien ODER Stückaktien emittiert. Beides ist nicht möglich.
Die Nennwertaktien definieren sich dadurch, dass die Aktie einen Wert zugeordnet bekommt. Dieser Wert spiegelt die Höhe des Anteils am Kapital der Aktiengesellschaft wieder. Das Unternehmen wird auf einen Wert von 20 Millionen Euro geschätzt. Bei Vergabe von 100 Aktien zu je 2.000 Euro bedeutet es, dass der Käufer einer Aktie zu 2.000 Euro am Grundkapital beteiligt ist. Dies entspricht einer Beteiligung von 0,01 Prozent am gesamten Unternehmen.
Stückaktien hingegen werden nicht durch Geldbeträge ausgedrückt, sondern durch die Anzahl an Aktien. Die Beteiligung des Aktionärs ergibt sich somit aus der Anzahl seiner gehaltenen Aktien im Verhältnis zu den insgesamt ausgegebenen Aktien der Gesellschaft.
Auf die Anlage des Vermögens und den Gewinn hat es jedoch keinerlei Einfluss, ob Nennwert- oder Stückaktien gehalten werden. Es sind nur zwei verschiedene Formen zur Darstellung der Anteile am Unternehmen, die ein Aktionär hat.
Obwohl es grundsätzliche Vorschriften und Rechte gibt, die einem Aktionär eingeräumt werden müssen, haben die Aktiengesellschaften auch gewisse Freiheiten. Diese zeigen sich in den Stammaktien und Vorzugsaktien.
Stammaktien gewähren Aktionären die normalen Rechte. Insbesondere das Stimmrecht steht hier im Fokus. Anspruch auf Gewinnausschüttungen besteht allerdings meistens nicht.
Der Fokus bei Vorzugsaktien liegt auf der Beschaffung von Eigenkapital. Verteilt die Aktiengesellschaft Vorzugsaktien, stattet sie die Aktionäre meistens nicht mit Stimmrecht aus. Stattdessen haben Inhaber dieser Aktien das Vorrecht bei Gewinnbeteiligungen.
Die Gewinnbeteiligung wird bei allen Aktien in Form der Dividende gezahlt. Die Dividende hängt vom Bilanzgewinn ab. Hat das Unternehmen in der Bilanz einen Gewinn stehen, wird in den Hauptversammlungen über dessen Verwendung diskutiert. Die Gewinnausschüttung, die eventuell an die Aktionäre erfolgt, richtet sich nach dem Anteil eines Aktionärs am Unternehmen.
Das Problem mit Aktien
Das allseits gefürchtete Risiko bei Aktien sind die hohen Kursschwankungen. Von einem Moment auf den anderen kann es sein, dass die Aktie, die eben bei 200 Euro stand, plötzlich nur noch 60 Euro wert ist. Hat man beim Kauf einer solchen Aktie 150 Euro gezahlt, macht man beim Verkauf für die jetzigen 60 Euro pro Stück einen beträchtlichen Verlust. Genauso kann es aber auch in die andere Richtung gehen. Spektakuläre Gewinne sind auch möglich. Natürlich gibt es auch Aktien, die eine stabile Entwicklung vorweisen. Beispielsweise Aktien großer Unternehmen. Doch sind diese oft teuer und machen nur Sinn auf lange Sicht. Die Risiken und Chancen des Aktienhandels werden noch ausführlich thematisiert im vierten Kapitel.
Als Sparer-Nation fällt es den Deutschen nun schwer, als Alternative zum Sparen viel Risiko in Kauf zu nehmen. Sie wünschen sich mehr Sicherheit. Wie kann diese im Aktienhandel gegeben sein? Hier kommt die zweite Anlagemöglichkeit im Zusammenhang mit Aktien ins Spiel.
Aktienfonds stellen ein Paket aus Aktien dar. Mehrere Aktien verschiedener Kapitalgesellschaften werden darin durch einen Fondsmanager gehandelt. Der Aktionär erwirbt hier beim Ankauf Anteile am Aktienfonds.
Außerdem gibt es noch die sogenannten ETF’s unter den Aktienfonds. ETF’s sind keine Aktienfonds, die von einem Fondsmanager betreut werden. Bei ETF’s handelt es sich um Aktienfonds, die an der Börse gehandelt werden. Daher auch der Name Exchange Traded Funds, was börsengehandelte Fonds bedeutet. Auf diese wird im weiteren Verlauf noch eingegangen.
Aktienfonds haben den Vorteil, dass das Risiko gestreut wird. Statt auf eine Aktie und deren Anstieg zu setzen, sind hier die Entwicklungen mehrerer Aktien im Spiel. Macht eine Aktiengesellschaft innerhalb des Fonds Verlust, so wird dieser durch den Profit anderer Gesellschaften kompensiert. Bei Aktienfonds gibt es sowohl hohe, als auch niedrige Risikostufen. Grundsätzlich ist bei Fonds aber aufgrund der Streuung von einem potentiell geringeren Risiko auszugehen. (Mehr dazu in Kapitel 4: Die Chancen und Risiken an der Börse)
Unterscheiden kann man die Aktienfonds anhand ihrer Spezialisierungen. Denn sie werden nicht blind zusammengekauft, sondern habe ihre Fachgebiete. Diese können folgende sein:
- Spezialisierung auf eine Region oder ein Land; beispielsweise sind nur Aktien aus den USA oder Russland im Topf
- Branchenfonds: Es werden ausschließlich Anteile an Unternehmen aus einer bestimmten Branche gekauft. Branchen können von der Telekommunikation über die Medizin bis hin zur Nahrungsindustrie gehen.
- Themenfonds: Umweltschutz, Islam und weiteres können Themen sein, die einen Fonds prägen. Entsprechend dieser werden die Aktien erworben.
Managt ein Fondsmanager einen bestimmten Aktienfonds, darf er nur der Spezialisierung entsprechend Anteile aufkaufen. Bei einem national orientierten Topf darf er nicht Anteile aus anderen Ländern kaufen. Bei einem islamischen Themenfonds darf er keine Anteile von Gesellschaften kaufen, die gegen die islamische Ideologie verstoßen.
Diese Einschränkungen für den Fondsmanager machen es Aktionären leichter, einen passenden Aktienfonds für die Anlage ihres Geldes auszusuchen. Spekuliert man auf ein starkes Wirtschaftswachstum der USA und positive Wirkungen der Steuerreform des Präsidenten Donald Trump, kann man beispielsweise in einen USA-basierten Fonds investieren.
Weitere Infos zu ETF´s gibt es hier
Fazit
Ob einzelne Aktien oder die Variante der Aktienfonds: Möglichkeiten, im Rahmen des Aktienhandels Geld zu verdienen gibt es viele. Das Risiko muss nicht immer hoch sein. Der Aktienhandel stellt in schweren Zeiten der niedrigen Zinsen eine Möglichkeit dar, Geld zu sparen sowie Vermögen aufzubauen. Doch sollte man nicht ins kalte Wasser springen…
Mit Aktien handeln kann jeder, heißt es oft im Internet. Doch streng genommen stimmt diese Aussage nicht ganz. Aktien handeln an der Börse dürfen nur Broker, die dazu ausgebildet sind. Doch nahezu jeder kann den Brokern seine Aufträge zum Kauf oder Verkauf übermitteln. Somit ist der Aktienhandel nahezu jedem zugänglich.
Nahezu jeder, weil es eine Einschränkung gibt: Minderjährige dürfen bei vielen Brokern keine Aufträge aufgeben. Einige machen jedoch eine Ausnahme: Wer nicht volljährig ist, kann durch eine Einverständniserklärung der Eltern Aktien handeln. Außerdem muss jeder Kauf oder Verkauf durch die Eltern elektronisch beglaubigt werden.
Ansonsten sind Aktien allen zugänglich. Damit man in den Besitz von Aktien kommt, ist allerdings ein Depot notwendig. Ein Depotkonto ist speziell für die Verwahrung der Wertpapiere gedacht. Die Gewinnausschüttungen und Zahlungen laufen nach wie vor über das Girokonto.
Das Depot richtet man sich direkt beim Broker ein. Dies kann bei einer Filialbank oder Direktbank sein. Oder aber man nutzt einen der Online-Broker. Online-Broker haben meistens den Vorteil, dass kaum oder keine Gebühren für das Depot an sich verlangt werden. Sie finanzieren sich über die Provision, die sie pro Auftrag zum Kauf oder Verkauf – auch Order genannt –, bekommen.
Ist das Depot eingerichtet, ein Broker gewählt, und man besitzt eine Bankverbindung sowie das nötige Geld, um die Geldtransfers abzuwickeln, kann die Wahl der Wertpapiere beginnen.
Öffentliche Wahrnehmung des Aktienhandels in Deutschland und weltweit
Deutschland ist im Hinblick auf den Aktienhandel ein Entwicklungsland: Anfang der 2000er lässt sich eine für deutsche Verhältnisse hohe Quote an Aktionären feststellen. Ungefähr ein Fünftel der Bevölkerung hält Aktien! Zusammenhängen tut dies mit den technologischen Entwicklungen des damaligen Zeitraums. Die Begeisterung über die Etablierung des Internets und der Mobiltelefone sowie die Entwicklung anderer Gerätschaften wie des Handheld-Computers sorgten für einen erheblichen Anstieg der Investitionen im Aktienmarkt.
Immer mehr Deutsche spekulierten auf technologische Entwicklungen und Firmen. Insbesondere der Börsengang der Telekom wurde in Deutschland groß beworben. Allerdings kristallisierte sich gegen Ende des Aufschwungs heraus, dass die Unternehmen die Gewinne nicht einhalten konnten. Folge war ein starker Kursrückgang; die sogenannte Dotcom-Blase platzte und zahlreiche Kleinanleger mussten mit großen Verlusten klar kommen. Dies führte in den Folgejahren zu immer mehr Sicherheitsdenken bei der deutschen Bevölkerung. Das konventionelle Sparbuch wurde wieder fokussiert. Bis heute hält diese Entwicklung an. Allerdings dringt zu der Bevölkerung immer mehr durch, dass das Sparbuch nicht mehr das ist, was es einst war.
Von daher ist bei einer aktuellen Quote von 15,7 Prozent und kontinuierlicher Steigerung seit 2008 die Bedeutung des Aktienhandels gewachsen. Zwar machen erfahrene Anleger immer noch den Großteil der Aktionäre aus. Doch gerade die jüngere Generation entdeckt die neue Möglichkeit zum Vermögensaufbau und greift immer seltener zum Sparbuch, welches nichts mehr bringt. Die Notwendigkeit des Aktienhandels wird erkannt, allerdings ist die Aktionärsquote Deutschlands immer noch sehr niedrig. Gerade im internationalen Vergleich wird dies deutlich.
Grund für das Börsen-Interesse der USA sind die großen Handelsplätze und das daraus resultierende Interesse der Bevölkerung, sich an der Wirtschaft gewinnbringend zu beteiligen. Auch basieren zahlreiche Altersvorsorgekonzepte in den USA auf dem Aktienhandel.
In Japan legt die Bevölkerung einen sehr großen Wert auf eine nachhaltige Zukunftssicherung. Die Aktien wurden dabei als effektivstes Mittel erkannt.
Die Niederlande sind kulturell bedingt eine Aktien-Nation. Die älteste Börse der Welt hat ihren Sitz in Amsterdam. So ist über Generationen hinweg der Aktienhandel in der Bevölkerung sehr verbreitet.
Deutschland nimmt die Rolle eines Entwicklungslandes mit Hinblick auf Aktien ein. Doch wird sich dies gezwungenermaßen ändern, wenn die Leute nicht in Altersarmut versinken möchten. Da die Altersvorsorge und das Sparbuch hinüber sind, wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Wahrnehmung des Aktienhandels zu ändern. Das unter Deutschen als risikoreich und unvernünftig verschriene Anlegen des Geldes an der Börse wird in den Folgejahren und –Jahrzehnten mehr Zustimmung erfahren. Dies ist schon jetzt absehbar.
Große Skandale und Erfolge mit Aktien
Nicht nur als Anlaufstelle zum Vermögensaufbau, sondern auch als Ausgangspunkt unglaublicher Erfolgsgeschichten und Skandale sind die Börse und Aktien bekannt. Die Top 3 der Skandale und der Erfolgsmensch schlechthin:
Skandale:
1.) Raj Rajanatram
Raj Rajanatram wurde in Sri Lanka geboren, siedelte jedoch schnell nach Großbritannien über, wo er ein Studium der Ingenieurwissenschaften absolvierte. 1981 zog es ihn in die USA, wo er zwei Jahre später seinen Master machte. Daraufhin war er beruflich tätig als Kreditsachbearbeiter an der Chase Manhattan Bank. Nach weiteren Erfahrungen in der Finanzbranche gründete er 1992 seinen eigenen Hedgefonds. Er investierte in Technologieunternehmen.
Mit drei Arbeitskollegen gründete er schließlich die Galleon Group, welche mehrere Hedgefonds verwaltete und ein Vermögen von über 8 Milliarden Dollar besaß. Über fünf Top-Manager gelangte er dabei an unternehmensinterne Informationen. Er wusste über Dinge im Voraus Bescheid und konnte dadurch den Kursverlauf vorhersagen. Durch diese Insider-Informationen erwirtschaftete er an der Börse über 60 Millionen US-Dollar. Doch Insider-Handel ist an der Börse verboten. (Mehr dazu in Kapitel 3: An der Börse – Hat der Markt Regeln?)
Infolge dieses Insider-Handels wurden er und seine Komplizen im Oktober 2009 verhaftet. Gegen eine Kaution von 100 Millionen US-Dollar kam Rajanatram wieder auf freien Fuß. Doch bei der Verhandlung im Jahre 2011 wurde er in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen.
Konsequenz: 11 Jahre Haftstrafe und insgesamt an die 150 Millionen US-Dollar Geldstrafe. Noch nie gab es wegen Wertpapierbetrugs und Verschwörung an der Börse eine derart hohe Haftstrafe!
2.) JP Morgan Chase
Es geht noch kräftiger: Der Händler Bruno Iksil sorgte 2015 für einen spektakulären Verlust seiner Bank JP Morgan Chase. Innerhalb von sechs Wochen verursachte er einen Verlust von 6,2 Milliarden Dollar. Dies geschah durch Spekulationen mit Kreditausfallversicherungen. Die Aktie seines Arbeitgebers brach angesichts dieses Schocks um rund 25 Prozent ein und der Marktwert von JP Morgan Chase sank um 40 Milliarden Dollar.
Bruno Iksil wälzte die Schuld auf seinen Arbeitgeber ab und konnte ohne jegliche Strafe aus dem Fall rauskommen. JP Morgan Chase dafür hat bis heute ein angekratztes Image und hat in Verfahren bereits Milliarden an Dollar Entschädigung zahlen müssen. Tja, 6,2 Milliarden in sechs Wochen…
3.) Der Libor-Skandal
Wertpapierhändler in Banken besprechen, welcher Zins für ihre Spekulationen günstig wäre. Jeden Mittag informieren die großen Banken den Britischen Bankenverband „BBA“, zu welchem Zins sie sich Geld leihen könnten. Aus allen Angaben wird ein Durchschnittszins gebildet. Dieser dient dann als Maßstab für die Zinsen auf Darlehen und Sparbücher. Zahlreiche Banken benutzen den Libor-Zins als Bezugsgröße. Sie leihen sich nach dem Libor-Zins ausrichtend untereinander Geld und vergeben nach diesen Maßstäben Kredite.
Im Falle des Libor-Skandals haben sich Händler verschiedener Großbanken heimlich untereinander abgesprochen und den Zins manipuliert. Sie machten eine unwahre Angabe und sorgten dadurch dafür, dass der Zins künstlich niedrig war. Dies hatte zur Folge, dass zahlreiche private Anleger bei bestimmten Produkten Verluste einfuhren und Kredite nach falschen Maßstäben vergeben wurden. Dieser Skandal wirkte sich in großen Teilen der Welt aus.
Als eine Großbank durchsucht wurde und der Skandal aufflog, mussten Top-Manager weichen und zahlreichen Banken wurden Strafen in Milliardenhöhe aufgebrummt.
Der Erfolgsmensch, der wie kein anderer für die Börse steht:
Das „Orakel von Omaha“, wie der amerikanische Großinvestor genannt wird, ist mit einem Vermögen von 84 Milliarden US-Dollar (Forbes-Liste 2018) hinter Bill Gates und dem führenden Amazon-Chef Jeff Bezos der drittreichste Mensch der Welt.
Dabei schien ihm die Karriere in der Hochfinanz seit Kindheitsalter vorbestimmt: Mit sechs Jahren kaufte Warren Buffett Sixpacks von Coca-Cola-Flaschen und verkaufte die Flaschen zu einem höheren Einzelpreis weiter. Mit elf Jahren kaufte er über die Broker-Firma seines Vaters zum ersten Mal Aktien und verkaufte diese mit einem kleinen Gewinn weiter. Im Alter von 14 Jahren füllte er seine erste Steuererklärung aus.
Den Anfang seines beeindruckenden Werdeganges gab es 1954 im Alter von 24 Jahren. Da stieg er bei seinem ehemaligen Lehrer von der Universität als Wertpapieranalyst in dessen Unternehmen Graham-Newman ein. In den Anfangsjahren erzielte Buffett stets eine Rendite über 20 Prozent. Davon sind die heutigen Sparer Deutschlands bei weitem entfernt.
Buffetts Strategie war stets, möglichst geringes Risiko zu gehen. Er investierte in stabile Unternehmen auf einen langen Zeitraum ausgerichtet. Mit seinem eigenen Unternehmen Buffett Partnership lagen die Renditen sogar bei 29,5 Prozent. Anfang der 60-er Jahre begannen jedoch hochriskante Spekulationen seiner Anleger an der Wall Street. Da dies Buffetts Philosophie der sicheren Geldanlage widersprach, löste er Buffett Partnership auf.
1968 entschied er sich zum Kauf von Berkshire Hathaway-Aktien. Er kaufte das einstige Textil-Unternehmen in einer schwachen Phase auf und formte es in eine Dachgesellschaft um, welche an zahlreichen Unternehmen, insbesondere aus der Versicherungsbranche beteiligt war. Dabei investierte er stets in solide Unternehmen, die nach und nach Rendite abwarfen. Groß profitierte er dabei von der dem Zusammenbruch an der Wall Street Ende der 60er Jahre. Die spekulativen Aktien fanden ein Ende, Anleger suchten in sicheren Aktien Schutz.
Diese sicheren Aktien, zu großen Anteilen in Buffetts Besitz, erfuhren riesige und kaum vorstellbare Kursanstiege. In Zeiten der großen Verluste der 1974er Jahre investierte Buffett munter weiter in Unternehmen und kaufte beispielsweise Anteile der Washington Post auf. Heute hat Berkshire Hathaway wenig mit dem einstigen Textil-Unternehmen zu tun. Das Unternehmen dient als Dachgesellschaft, in welcher fast das gesamte Vermögen Buffetts gebündelt ist. Wurden 1968 Aktien von Berkshire Hathaway noch zu 43 US-Dollar Stückpreis gehandelt, zahlt man heutzutage für eine Aktie von Berkshire Hathaway über 200.000 US-Dollar.
Buffett hat sich mit seinen langfristigen und risikoarmen, aber stark gewinnbringenden Anlagen ein Denkmal gesetzt. Seine lustigen Sprüche auf Jahreshauptversammlungen bringen ihm bis heute den Spitznamen „Das Orakel von Omaha (Buffetts Geburtsort)“ ein. Er ist mit der Medal of Freedom ausgezeichnet. Diese ist die höchste zivile Auszeichnung in den USA. Ein echter Erfolgsmensch eben!
Fazit
Große Skandale durchziehen die Welt der Börse und der Aktien. Negative Dinge bleiben traditionell eher in Erinnerung als die positiven. Von daher ist es kein Wunder, dass der Aktienhandel bei einer vorsichtigen Nation wie Deutschland eher negativ wahrgenommen wird und die Leute diesem skeptisch gegenüber stehen.
Doch beweisen Vorbilder wie Warren Buffett, dass selbst große Erfolge ohne nennenswerte Risiken einzufahren sind. Außerdem sind Aktien eine der wenigen Alternativen, die angesichts der Niedrigzinsphase und des demografischen Wandels noch verbleiben, um Vermögen aufzubauen oder sich für das Alter abzusichern. Von daher führt kein Weg daran vorbei, sich genauer mit diesem Thema zu befassen. Nun, da klar ist, was Aktien sind, wieso der Handel mit ihnen nötig ist und was mit ihnen möglich ist, soll der Markt für Aktien vorgestellt werden: Die Börse.