Aktien investieren: von Steuern über Verluste bis hin zur Suchtgefahr
Bei Aktien investieren kann man ein Vermögen machen aber auch verlieren:
Wer viel Geld hat, kann spekulieren; wer wenig Geld hat, darf nicht spekulieren; wer kein Geld hat, muss spekulieren.”
(André Kostolany)
Welche steuerrechtlichen Konsequenzen ergeben sich bei Aktien?
Das Einkommen aus dem Aktienhandel muss versteuert werden. Seit 2009 existieren in Deutschland diesbezüglich neue Gesetze. Dabei weist die aktuelle Gesetzgebung im Vergleich zu der vor 2009 deutliche Unterschiede auf.
Vor 2009 galt die Spekulationssteuer: Wurde eine Aktie gekauft und mindestens ein Jahr gehalten, so waren die Gewinne aus ihr steuerfrei. Wurde sie früher verkauft, musste die Spekulationssteuer gezahlt werden. Diese richtete sich nach dem persönlichen Steuersatz.
Die Höhe der Einkommenssteuer und die Steuerklassen waren die Bemessungsgrundlage. Dies war gerade für größere Anleger kostspielig. Da Spitzenverdiener mit ihrem Steuersatz bei bis zu 45 Prozent liegen, waren die Steuern auf Kapitalerträge hoch. Die Erträge aus dem Aktienhandel waren in jedem Fall vom Anleger in der Steuererklärung korrekt anzugeben.
Seit 2009 ist die Sachlage eine andere: Es gilt nicht mehr die Spekulationssteuer. Sie wurde durch die Abgeltungssteuer ersetzt. Diese wird automatisch von der Bank abgeführt. Im Gegensatz zu früheren Verhältnissen muss man in der Steuererklärung keine Angaben mehr machen.
Unter die Abgeltungssteuer fallen beispielsweise folgende Erträge:
- Gewinne aus dem Verkauf von Aktien
- Dividendenerträge
- Zinsgewinne aus Tagesgeldkonten
- Gewinne aus Aktienfonds
Die Höhe der Kapitalertragssteuer ist für jede Person gleich. Um die Bestimmung zu vereinfachen, wurde ein fester Steuersatz von 25 Prozent festgelegt. Das persönliche Einkommen ist nicht mehr von Belang. Zu Kapitalertragssteuer kommt der Solidaritätszuschlag, der 5,5 Prozent der Kapitalertragssteuer beträgt und die Kirchensteuer. Letztere variiert, je nach Konfession, in ihrer Höhe leicht. Somit entsteht mit dem Solidaritätszuschlag und der Kirchensteuer eine gesamte Steuerbelastung von 26 bis 28 Prozent.
Für Spitzenverdiener ist diese steuerliche Regelung eine Erleichterung. Statt der bis zu 45 Prozent vor 2009 sind es nun, dank der Kapitalertragssteuer maximal 28 Prozent. Dies war auch ein zentraler Hintergrundgedanke hinter der steuerlichen Änderung. Der Finanzminister wollte Spitzenverdiener zu mehr Kapitalanlagen bewegen.
Doch für den Kleinanleger bzw. Durchschnittsmenschen scheint die Einführung der Kapitalertragssteuer ein Nachteil zu sein. Personen, die einen persönlichen Steuersatz von unter 25 Prozent haben, werden benachteiligt. Aber dafür gibt es eine Lösung: Die Nichtveranlagungs-Bescheinigung.
Liegt der persönliche Steuersatz eines Anlegers unter 25 Prozent, so kann er bei der Bank eine Nichtveranlagungs-Bescheinigung einreichen. Diese sorgt dafür, dass nicht die in diesem Fall teurere Abgeltungssteuer zur Anwendung kommt. Stattdessen gibt der Anleger in der Steuererklärung seine Kapitalerträge an und versteuert sie zu einem geringeren Steuersatz. Alternative dazu: Zuerst durch die Bank die Abgeltungssteuer abführen lassen und sich die überschüssigen Zahlungen dann über die nächste Steuererklärung erstatten lassen.
Des Weiteren gibt es mit den Änderungen von 2009 einen bereits aus Sparbüchern bekannten Freibetrag: Den Sparerpauschbetrag. Dieser liegt bei 801 Euro für Alleinstehende und 1602 Euro für Ehepaare. Bis zu diesem Betrag wird keine Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge gezahlt. Damit dieser Sparerpauschbetrag Anwendung finden kann, muss bei der Bank ein Freistellungsauftrag eingereicht werden. Diesen Freistellungsauftrag kann man für eine Anlage geltend machen oder alternativ auf mehrere Anlagen verteilen.
Verluste aus Aktien kann man geltend machen. Diese werden, auch hier eine bürokratische Erleichterung, direkt von der Bank mit den Gewinnen verrechnet. So mindert sich die abzuführende Abgeltungssteuer. Steht nach Abzug der Verluste von den Gewinnen ein Minus da, sprich hat man im kompletten Jahr Verlust gemacht, so muss keine Abgeltungssteuer gezahlt werden.
Man kann den Verlust ins nächste Jahr übertragen, sodass er dann die Steuer mindert. Oder aber man rechnet die Verluste den Erträgen aus anderen Quellen entgegen; hierzu ist eine Bescheinigung des Brokers notwendig. Eine Einschränkung bei all diesen Regeln gibt es allerdings: Verluste aus Aktiengeschäften dürfen nur mit Gewinnen aus Aktiengeschäften verrechnet werden, nicht mit anderen Kapitalerträgen.
Fazit für Aktien investieren
Die Besteuerung hat sich seit 2009 in eine insgesamt für fast alle Parteien positive Richtung verändert.
Zum einen ist mit der Abgeltungssteuer eine Quellensteuer eingeführt worden. Das bedeutet, dass die Steuer von der Quelle der Entstehung abgeführt wird, also der Bank. Dies bedeutet weniger Bürokratie für die Anleger. Auch an dem Punkt, dass die Banken bzw. Broker die Verluste verrechnen, werden Anleger entlastet.
Zum anderen erfolgt die Besteuerung für alle gleich. Möchte ein Geringverdiener dennoch eine geringere Besteuerung, kann er durch die Nichtveranlagungs-Bescheinigung einen Steuersatz von unter 25 Prozent erreichen. Somit ist durch die Einheitlichkeit der Abgeltungssteuer für alle Einkommensklassen mehr Gleichheit gegeben. Gleichzeitig besteht für Geringverdiener eine großzügige Flexibilität.
Durch den Sparerpauschbetrag haben nun Personen die Möglichkeit, bis zu einer bestimmten Grenze steuerfrei zu sparen.
Einziger Nachteil bei der neuen Besteuerung ist die Tatsache, dass Aktien mit langem Anlagehorizont beim Verkauf benachteiligt sind. Früher konnten Anleger nach einem Jahr Haltedauer der Aktien steuerfrei verkaufen, nun sind Aktien in jedem Fall beim Verkauf auch steuerpflichtig.
Können Steuern bei Aktien legal umgangen werden?
Da, wo Steuern vorhanden sind, wird sogleich immer nach Möglichkeiten gesucht, diese zu umgehen. Abgesehen vom Sparerpauschbetrag bietet sich aber keine Chance, die anfallenden Steuern komplett zu umgehen.
Eine Option, die Steuern zumindest zu minimieren, besteht in der Nichtveranlagungs-Bescheinigung. Zumindest ist dies eine Lösung, falls man einen geringeren persönlichen Steuersatz als 25 Prozent hat.
Ansonsten bestünde die folgende Variante, die sich eventuell steuermindernd auswirken könnte: Die Gründung einer vermögensverwaltenden GmbH.
Vorab soll hier erwähnt werden, dass die Gründung und Aufrechterhaltung einer GmbH mit Kosten verbunden sind. Diese Kosten sollten abgewogen werden und die Gründung einer GmbH demzufolge wohl überlegt sein.
Zuallererst besticht eine GmbH durch die Vorteile, dass man in ihr nicht nur Aktien, sondern auch zahlreiche andere Vermögensgegenstände halten kann. Vor allem die Haltung von Immobilien kann im Rahmen einer GmbH wesentlich günstiger ausfallen. Weitere Vermögensgegenstände, die in der GmbH gehalten werden können, sind P2P, verschiedene Investmentfonds an der Börse und Anleihen. P2P meint hierbei Kredite, die unter Privatpersonen vergeben werden.
Doch was passiert nun durch die Gründung der GmbH, dass bei der Haltung der genannten Vermögensgegenstände eventuell steuerliche Vorteile zu erlangen sind?
Nun, im Grunde genommen wird mit einer GmbH nichts anderes als eine Kapitalgesellschaft gegründet. Das bedeutet, dass eine eigene Rechtsperson geschaffen wird. Der Anleger, der sein Vermögen in einer GmbH bündelt, entkoppelt es von seinem Privatbesitz. Er ist zwar Geschäftsführer der GmbH, doch das Vermögen ist nicht mehr seines.
Es gehört der GmbH. Von daher macht eine GmbH nur Sinn, wenn das Vermögen längere Zeit nicht gebraucht wird. Zwar kann sich der Anleger als Geschäftsführer der GmbH, welcher er ist, die Gewinne aus dem Aktienhandel ausschütten lassen, wenn er Geld möchte. Doch dann ist er wieder da, wo er zuvor war: Eine Gewinnausschüttung wird mit einer Abgeltungssteuer von 25 Prozent bedacht, die um Solidaritätszuschlag und Kirchensteuer ergänzt wird. Somit dient eine GmbH eher dem langfristigen Vermögensaufbau.
Komplett auf Geld verzichten muss der Anleger aber nicht. Er kann sich nämlich als Geschäftsführer nicht nur Gewinne ausschütten, sondern auch ein Gehalt auszahlen. Dieses Gehalt unterwirft er dann seiner Lohnsteuer und kann es gleichzeitig als Gehalt von den Einnahmen seines Unternehmens abschreiben, was dessen Steuern mindert.
Weitere Eigenschaft der GmbH: Sie ist eine eigene Rechtsperson. Also haftet die GmbH mit ihrem Vermögen, nicht der Anleger, der sie gegründet hat. Beispiel: Verspekuliert sich der Anleger oder er steht vor dem finanziellen Ruin, können Rechtsansprüche nur an die GmbH gerichtet werden. Keine Zwangsvollzieher werden vor seinem Haus stehen und irgendwelche Pfändungen oder ähnliches vornehmen, da er als Privatperson nicht der Verantwortliche ist.
Nun die Besteuerung: Eine Körperschaftssteuer von konstant 15 Prozent bildet die Grundlage. An diesen 15 Prozent ändert sich niemals was. Genauso wenig an dem Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent. (Es sei denn, er wird von der Politik bald abgeschafft, wie es zur Debatte steht.) Außerdem kommt die Gewerbesteuer hinzu. Diese variiert innerhalb Deutschlands unter den Bundesländern. Von 14 Prozent kann man im Durchschnitt ausgehen.
Insgesamt ergeben sich 34,5 Prozent an Steuern. Dies erscheint für die meisten Menschen auf den ersten Blick nach höheren Steuern als beim privaten Handel. Allerdings ist es so, dass man bei einer GmbH viel mehr Kosten absetzen kann: Miete für das Arbeitszimmer in der Wohnung, Arbeitsmaterial, Zinsen für Anleihen oder Kredit-Zinsen können hier die Steuern weit mindern. Unter Umständen ist dann das Ergebnis lukrativer als im Privatvermögen.
Angenehmer Nebeneffekt der GmbH: Sollte man mit dem Gedanken spielen, das Vermögen irgendwann auf seine Kinder oder jemand anderen zu übertragen, kann man durch die GmbH Erbschafts- und Schenkungssteuern weitestgehend umgehen. Denn der Gesetzgeber hat zum Schutz von Arbeitsplätzen und der Stabilisierung der Wirtschaft ein Gesetz eingeführt, welches die Übertragung von Unternehmen mit zahlreichen Abzugsbeträgen und Freibeträgen fördert. Halten beispielsweise die Kinder, welche das Unternehmen erben, nach dem Erbe das Unternehmen noch sieben Jahre, ist der Übergang zu 85 Prozent steuerfrei. Halten die Kinder das Unternehmen zehn Jahre, ist der Übergang komplett steuerfrei. Es fallen dann keine Erbschafts- und Schenkungssteuern an. Nach zehn Jahren kann das Unternehmen schließlich verkauft werden und der Erlös wandert in den Privatbesitz der Erben.
Eine GmbH bietet also zahlreiche Steuerentlastungen. Sogar bis in die Erbschafts- und Schenkungssteuern wirkt sich eine GmbH äußerst positiv aus. Doch ob sich diese Geschichte steuerlich lohnt, muss jeder Anleger für sich selbst ausrechnen. Falls es sich noch nicht lohnt: Es kann sich im Laufe der Jahre ändern, weswegen es nicht verkehrt ist, von der Option der vermögensverwaltenden GmbH zu erfahren. Allerdings spielt noch ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Beurteilung, ob sich die GmbH lohnt, eine Rolle: Die Kosten für Gründung und Aufrechterhaltung der GmbH.
Die Gründung kostet rund 2000 Euro. Der dafür erforderliche Notar verlangt ein Honorar, welches bei ca. 700 Euro liegt. Außerdem notwendig: Eine Eintragung ist Handelsregister, welche knapp 150 Euro kostet. Des weiteren ist mit der Gründung die Erstellung einer Eröffnungsbilanz Pflicht und Gesetz. Der Steuerberater wird sich das wohl über 300 Euro kosten lassen.
Im Laufe der Zeit sind jährlich Jahresabschlüsse erforderlich. Diese laufenden Kosten schlagen mit ungefähr 700 Euro zu Buche. Weitere laufende Kosten: Depotkosten bei Banken, Beiträge an die IHK und Veröffentlichungen im Anzeiger. Diese laufenden Kosten verlangen zwischen 200 und 300 Euro zusätzlich.
Fazit
Erst wenn alle diese Kosten vernünftig abgewogen wurden und steuerlich eine Entlastung durch die GmbH feststellbar ist, kann über die Gründung einer GmbH nachgedacht werden. Diese stellt in den meisten Fällen keine Option für Anfänger dar, aber kann nach einigen erfolgreichen Jahren an der Börse eine realistische Alternative werden. Es ist auf jeden Fall nichts zu überstürzen. Anfänger sollten erstmal Erfahrungen im Aktienhandel sammeln und die Idee der GmbH für spätere Zeiten im Hinterkopf behalten. Weitere Informationen findest Du hier.
Wie reagiert man auf Rückschläge und Verluste bei Aktien?
In diesem Kapitel wird der Handel thematisiert und die Konsequenzen und Hürden, die uns dieser bereithält. Eine davon ist abgehackt: Was steuerlich auf Anleger zukommt, ist nun klar. Auch einige mögliche Lösungen wurden aufgezeigt. Doch wenn man mittendrin in einem riskanten Handel wie dem der Aktien ist, so lassen auch Rückschläge und finanzielle Verluste nicht lange aus sich warten. Niemand marschiert komplett fehler- und verlustlos durch die Börse. So wird nun das psychologische Thema des Umgangs mit Rückschlägen behandelt.
Das Problem mit Aktien?
Das größte Problem des Menschen ist, dass er sich gerne von Emotionen leiten lässt. Gerade an der Börse lässt sich das beobachten, wenn unerklärbare Marktreaktionen eintreten. So können Hoffnungen auf schnellen Reichtum Menschen zu sehr hohen Risiken bewegen. Oder aber die Hoffnung, dass der Kurs der Aktie steigt, sorgt dafür, dass Leute eine Aktie halten und halten, obwohl sie im freien Fall ist. Die Vernunft ist in vielen Situationen nicht mit dem Menschen, insbesondere, wenn es um Geld geht. Deswegen lassen sich grundsätzliche Verhaltensmuster beobachten. Der Anleger durchläuft bei Kursverlusten und Rückschlägen verschiedene Stadien der Verarbeitung, die im Folgenden erläutert werden und meistens auch in der vorgegebenen Reihenfolge auftreten.
Nicht wahrhaben wollen…
Sollte es wider Erwarten zu einem Einbruch des Aktienkurses kommen, ist die eine Möglichkeit, die Wahrheit nicht wahrhaben zu wollen. Dementsprechend leugnet man die Realität und verharrt oftmals an derselben Stelle.
Beispiel: Hans hat sich zwei Monate lang, bevor er sein Depot für Aktienhandel eröffnete, über die Börse informiert. Dabei hat er im Internet und in Zeitungen gelesen sowie die Telebörse im Fernsehen geguckt. Er hat sogar im Internet auf einem Demo-Konto geübt. Des weiteren hat er viel Mühe in das Lernen von Fundamental-Analysen und Chart-Analysen gesteckt.
Nun kauft Hans seine ersten zwei Aktien und investiert in diese eine für ihn beträchtliche Menge an Geld. Doch die Aktien entwickeln sich zunehmend negativ. Hans erleidet starke finanzielle Verluste. Doch er kann einfach nicht wahrhaben, dass er bei all seiner Mühe falsch gelegen haben soll. Er sucht im Internet und Fernsehen nach Aussagen, die seine Vermutung bestätigen und eine positive Trendumkehr der Aktie voraussagen. Er findet diese Bestätigung und hält die Aktie in der Hoffnung, dass sie nicht weiter fällt. Aber falls sie doch fällt, kommen stärkere Emotionen ins Spiel.
Wut
Es kommen stärkere Emotionen wie die Wut ins Spiel, wenn der Kurs fällt, weil Hans nicht mehr vor sich verbergen kann, dass seine Anlageentscheidung fehlerhaft war. Doch er sucht die Schuld bei anderen. Er kann schließlich nicht verantwortlich sein als Anfänger an der Börse: „Die verdammten Analysten machen sich einen Spaß daraus, kleine Anleger in die Falle zu locken und ihnen zu schaden. Daraus holen die dann Profit für sich raus.“ Diese sind mögliche Gedankengänge, die in der Wut dominieren.
Verkaufsversuch und Frust
Jetzt, da Hans sich seiner falschen Anlageentscheidung bewusst ist, versucht er, gerade noch mit einem blauen Auge herauszukommen. Doch egal, ob er die Aktie noch zu einem halbwegs guten Preis verkaufen kann oder nicht: Es verbleibt ein Gefühl des Frustes, da spätestens jetzt das Scheitern besiegelt ist. Dieser Frust muss raus.
Aufgeben oder neue Energie sammeln
Diesen Frust kann Hans langsam in sich ersticken lassen, indem er aufgibt. Dann lässt er den Aktienhandel sein oder wagt total demotiviert einen halbherzigen weiteren Versuch, bei dem er höchstwahrscheinlich scheitert. Das bessere Szenario ist allerdings, dass Hans genau reflektiert, worin seine Fehler lagen, diese analysiert und es beim nächsten Mal mit geringerem Risiko besser angeht.
Was von vornherein die richtige Entscheidung gewesen wäre…
An der Börse heißt es, dass die ersten Verluste die geringsten sind. Von daher hätte es sich für Hans empfohlen, bei den ersten Verlusten, sofern diese anhielten, so schnell wie möglich die Notbremse zu ziehen. Dies fällt jedem Menschen natürlich schwer.
Es liegt schließlich in der Natur, zu hoffen und an den Zielen festzuhalten. Deswegen gibt es einen Tipp, der immer helfen sollte. Die Risiken und Verlustgrenzen, die man in Kauf nimmt, sollten vor dem Kauf einer Aktie genau festgelegt werden. Nur so kann man die nötige Selbstdisziplin entwickeln, die erforderlich ist, um sich nicht selbst um Geld zu bringen. Legt man von vornherein eine Grenze für einen Verlust fest, aber der man verkauft, so muss man sich bewusst machen, dass diese Grenzen auch wirklich einzuhalten ist. Bekommt man dies hin, so ist man auf dem besten Weg, mit Rückschlägen und Verlusten professionell umzugehen.
Worin die Suchtgefahr besteht bei Aktien?
Aktien beinhalten eine potentielle Suchtgefahr. Gerade als Anfänger muss man hier aufpassen, dass man nicht in einen Teufelskreis rein rutscht. Dabei gilt es jedoch zwischen der Art des Aktienhandels zu differenzieren. Es gibt nämlich einen großen Ausschlag auf die Suchtgefahr, ob die Aktien kurzfristig oder langfristig gehalten werden. Bei langfristiger Anlage zum Vermögensaufbau ist tendenziell von vernünftigen Zügen des Handelns auszugehen, die die Suchtgefahr in Grenzen halten. Das kurzfristige Handeln oder auch Day-Trading hingegen neigt dazu, hohes Risiko zu gehen und bis zum Kontrollverlust zu führen. Dieser Kontrollverlust animiert fast nur noch zum reinen Spekulieren. Doch so die vage Theorie. Ein genauerer Blick hinter die Thematik lohnt sich.
Das reine Spekulieren mit Aktien
Ursprünglich bietet einem der Aktienkauf die wirtschaftliche Beteiligung am Unternehmen. So hat der Aktionär Stimmrechte und kann das Unternehmen, je nach Anteil, mitprägen. Außerdem ermöglichen Aktien, sich nach und nach ein Vermögen aufzubauen. Dabei ist eine langfristige und sichere Anlage die beste Wahl. Außerdem sollte nicht nur eine Aktie gewählt werden, sondern das Risiko sollte gestreut werden; am besten über verschiedene Branchen hinaus gestreut.
Dann ist von einem vernünftigen und vielversprechenden Investment in die Zukunft zu reden. Doch weicht man davon immer mehr ab, begibt man sich in riskante Gefilde. In diesen riskanten Gefilden werden Entscheidungen leichtfertig getroffen und gleichen immer mehr dem Zocken.
Wie Leute im Casino, die das bisschen Geld, welches sie haben, sofort fürs Spielen aufbringen müssen und so lange spielen, bis sie es verlieren. Bei diesen Zockern auf dem Markt geht es überhaupt nicht mehr um das Mitwirken an der Wirtschaft oder einen langsamen, aber stetigen Vermögensaufbau.
Der Fokus liegt nur noch auf dem Spekulieren. Entscheidungen werden nicht auf Basis der Politik, der Wirtschaft, der Informationen von Unternehmen und Branchen oder ähnlichem getroffen. Entscheidungen werden komplett willkürlich gefällt oder aber es werden fragwürdige Methoden angewandt. Der angesprochene Teufelskreis, in den man geraten kann, äußert sich dann wie folgt:
Der Zocker erstellt sich ein Konzept, nach welchem er die Kursschwankungen voraussagen zu können glaubt und kauft nach diesen Maßstäben ein. Nun gibt es zwei Möglichkeiten:
- Der Kurswert steigt tatsächlich und der Zocker fährt Gewinne nach dem schnellen Wiederverkauf seiner Aktie ein. Er freut sich. Ein Glücksgefühl kommt auf. Da sich seine Strategie bewiesen hat, gibt er sich Träumen vom schnellen Geld hin und versinkt in Machtvorstellungen. Er kauft munter weiter ein und erhöht seinen Einsatz sogar. Irgendwann muss dieses Vorgehen schief gehen. Plötzlich gibt es einen krachenden Verlust, der den Zocker finanziell in den Ruin treibt.
- Der Kurswert steigt nicht an, sondern fällt. Wütend stößt der Zocker die Aktie ab und macht Verlust. Er entschließt sich, die Verluste durch einen höheren Einsatz oder durch mehrere Einsätze auszugleichen und kauft neue Aktien. Und von da an gibt es kein Aufhören. Der Zocker denkt, dass es irgendwann klappen muss und kauft weiter, auch wenn er nur Verluste macht. Selbst wenn er mal zwischendurch gewinnt, hört er nicht auf. Er glaubt, jetzt geht es bergauf, doch der nächste Absturz wartet nur. Angesichts des hohen Risikos, welches er geht, muss es so kommen, bis auch hier der finanzielle Ruin bevorsteht.
Beide Szenarien nehmen kein gutes Ende. Genau dies ist jedoch beim Zocken vorprogrammiert. Wer hat denn mal von einem Spieler im Casino gehört, der nur Gewinne einfährt und jeden Abend Volltreffer landet? Der Vergleich mit dem Casino ist angebracht, denn Spekulant an der Börse und Glücksspieler in der Spielhalle weisen zahlreiche Parallelen auf. So werden beide durch die Aussicht auf schnelles Geld getrieben und die Option, dies ohne Anstrengung zu erreichen.
Dies zeigt, wie sehr sich beide von Emotionen leiten lassen. Nun hat der Börsenzocker wenigstens die Wahl, seiner Zockerei Informationen zugrunde zu legen, die Indizien auf den Kursverlauf liefern. Doch der Börsenzocker verzichtet darauf. Was ihn kennzeichnet ist bei allem erwähnten noch zusätzlich der Kick, den er durch die Zockerei erhält. Er braucht die Ungewissheit und Anspannung, weil er ohne sie nicht mehr kann.
Ein klarer Fall der Spekulationssucht ereignete sich in Bremen in den 90er Jahren, als zwei Angestellte der Sparkasse sich verzockten. Dies kostete die Sparkasse 28 Mio. DM. In der Gerichtsverhandlung stellte sich heraus, dass einer der Angestellten bereits in der Vergangenheit spielsüchtig war. Die Spielsucht konnte er also sehr gut durch die Zockerei an der Börse ersetzen. Dies ist ein weiterer Beleg dafür, dass der Aktienhandel über eine ausgeprägte potentielle Suchtgefahr verfügt.
In die Gefahr der Zockerei gerät man aber erst wirklich im Falle des Day-Trading oder vergleichbarer kurzfristiger Anlagen. Diese Art des Aktienhandels wurde allerdings in diesem Buch nicht propagiert. Von daher sollten künftige Anleger nach dem Lesen dieses Buches eher langfristigen Vermögensaufbau fokussieren und keiner großen Suchtgefahr unterliegen. Dennoch gibt es hier einige Hinweise, mit denen jeder Anleger überprüfen kann, ob er suchtgefährdet ist oder auf dem Weg dorthin.
Diese Punkte stammen aus „Deutsche Informations Börse“ (Seite 9) aus dem Jahr 1999:
- Es darf nur der Teil des Kapitals in derartige Geschäfte gesteckt werden, welcher den Anleger im Falle eines Verlustes nicht sofort in den Ruin führt!
- Niemals auf Kredit spekulieren!
- Niemals spontan kaufen! Man sollte nur das kaufen, was man kennt, und davor eine Strategie entwickeln!
- Es sollte niemals alles auf eine Karte gesetzt werden; das Risiko gilt es stets zu verteilen!
- Keine Gier! Realisierbare Gewinne sind mitzunehmen, ehe sie zu Verlusten werden!
- Nicht die Börse ist für Verluste verantwortlich!
- Immer im Voraus ein klares Stop-Signal für das Fallen der Kurse setzen! Dieses Stop-Signal gilt es immer einzuhalten, damit die Verluste nicht höher und höher werden!
- Täglich die Kursschwankungen kontrollieren und bei Bedarf sofort reagieren! Auf Vernunft basierend handeln!